Ziel der Physikalischen Therapie ist es, beeinträchtigte Körperfunktionen zu verbessern oder wiederherzustellen. Dieser Teilbereich der Medizin arbeitet sehr effektiv mit Reizen von außen, etwa mit Wärme, Kälte, Bewegung, Licht, Strom und manuellen Behandlungen wie Massagen. Die Anwendungsbereiche sind sehr vielfältig und reichen von Verletzungen über Erkrankungen wie Arthrose, Arthritis und Osteoporose, Durchblutungsstörungen, Haut- und Atemwegserkrankungen bis hin zu Rückenbeschwerden wie dem Lumbalsyndrom.
So wirkt die Physikalische Medizin
„Äußere Reize wirken unterschiedlich auf den Körper, daher setzen wir sie je nach Art der Beschwerden und Zustand der Patientinnen und Patienten passend ein“, erklärt Prim. Dr. Franz Lettner, Leiter der Abteilung für Physikalische Medizin und Rehabilitation im Pyhrn Eisenwurzen Klinikum (PEK) Kirchdorf Steyr. „Handelt es sich um ein Lumbalsyndrom, wirkt Wärme meist sehr gut, weil sie die Muskelentspannung und Durchblutung fördert. Der Schmerz tritt häufig spontan nach einer ruckartigen Bewegung auf, weil sich einzelne Muskeln massiv verhärten. Doch auch das ist oft nur ein Symptom. Meist wurden Muskeln, Faszien und Sehnen davor bereits überbelastet.“
Erste Hilfe beim „Hexenschuss“
Gleich nach dem Vorfall können Betroffene sich mit Wärme in Form von Packungen, Pflastern oder Salben gut selbst helfen. Roland Pürstinger, leitender Physiotherapeut im PEK Kirchdorf, empfiehlt als Sofortmaßnahme auch eine sogenannte „Stufenbettlagerung“: „Betroffene legen sich dafür flach auf den Boden und lagern die Beine hoch, zum Beispiel auf einem Sessel oder auf Polstern. In der Regel sollten die Schmerzen nach rund 15 Minuten bereits nachlassen, weil in dieser Position die Wirbelsäule entlastet wird.“
Ursache abklären, Behandlung beginnen
Um die Ursachen endgültig abzuklären, ist ein medizinischer Check ratsam – insbesondere dann, wenn weitere Symptome auftreten. In der Akutbehandlung können bereits schmerz- und entzündungshemmende Medikamente oder Injektionen verabreicht werden. Oft vergehen die Schmerzen nach wenigen Tagen, sie können aber bis zu zwei Wochen andauern. In der Physikalischen Medizin werden beim „Hexenschuss“ neben physiotherapeutischen und entspannungsfördernden Maßnahmen auch Wärme- und Elektrotherapien angewandt. Strom wirkt ebenso wie Wärme muskelentspannend und durchblutungsfördernd und kann dazu beitragen, Schmerzreize zu blockieren.
In weiterer Folge können bewegungsgestörte Wirbelsäulenabschnitte mobilisiert werden. In der Physiotherapie erlernen Betroffene außerdem gezielte Übungen zur Rückenstärkung: „Jede Bewegung, die Wirbelsäule und Muskulatur stärkt, verringert die Gefahr für einen nächsten Hexenschuss. Daher ist regelmäßiges Training so wichtig“, weiß Pürstinger.