Therapieangebot
Tagesklinik für Psychiatrie
Fachärztliche Behandlung
Die ärztliche Behandlung in der Psychiatrischen Tagesklinik wird durch FachärztInnen für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin vorgenommen und umfasst sowohl die Diagnostik als auch die Therapie psychischer Erkrankungen. Der Aufgabenbereich umfasst einerseits den Ausschluss einer zugrundeliegenden körperlichen Ursache der Beschwerden. Hierfür werden neben der klinischen Untersuchung Labortests oder bildgebende Verfahren eingesetzt. Es wird darüber hinaus entschieden, ob eine weiterführende Abklärung durch FachärztInnen anderer medizinischer Disziplinen erforderlich ist. Die FachärztInnen der Psychiatrischen Tagesklinik führen bei jedem Patienten eine umfangreiche Erhebung der Anamnese, Biographie und des Krankheitsverlaufs durch und sind für die diagnostische Einordnung der Erkrankungen zuständig. Dabei werden sowohl aktuelle Symptome und Lebensereignisse, als auch Persönlichkeits- und Charakterzüge des bzw der jeweiligen PatientIn berücksichtigt. Sie erstellen einen Therapieplan für die Dauer der Behandlung und arbeiten eng mit dem multiprofessionellen Team zusammen. Wenn es die Ausprägung des Krankheitsbildes erfordert, werden unterstützend Medikamente verordnet und diese in Dosis, Dauer und Art der Verabreichung laufend angepasst. Ziel ist eine möglichst nebenwirkungsfreie Einstellung unter Berücksichtigung eventueller Vor- und Begleiterkrankungen. Die FachärztInnen der Psychiatrischen Tagesklinik sind neben der ärztlichen Tätigkeit auch befugt psychotherapeutische Behandlungen durchzuführen.
Psychiatrische Pflege
Psychiatrische Pflege bedeutet ganzheitliche Pflege. Körper, Geist und Seele sind eine Einheit und werden als Ganzes betrachtet. Ganzheitliche Pflege kann nur in Form der Bezugspflege durchgeführt werden. Das Pflege-Konzept der Psychiatrischen Tagesklinik basiert auf der Bezugs- und Beziehungspflege von Primary Nursing. Unser Ziel ist es, dem/der PatientIn größtmögliche Autonomie zu ermöglichen und durch gezielte Interventionen so zu begegnen, dass er seine gesundheitsbezogenen Defizite und Einschränkungen überwinden oder akzeptieren kann.
Jeder/jede PatientIn wird bei der Aufnahme eine primär zuständige und verantwortliche Pflegeperson zugeteilt, welche eine Zusatzausbildung für das Fach Psychiatrie hat.
Der Aufgabenbereich in der TKL umfasst:
- Maßnahmen im Zusammenhang mit Aufnahme, Verlegung und Entlassung
- Verabreichung von Medikation, Beobachten von Medikamentenwirkungen und -nebenwirkungen
- Durchführung von entlastenden und orientierungsgebenden Bezugspflegegespräche, Funktion als Anlaufstelle für alle Patienten, Angehörige und andere außenstehende Personen einschließlich telefonischer Kontakte
- Trainingsmaßnahmen und Mithilfe bei der Bewältigung des Tagesablaufes
- Mitwirkung an speziellen therapeutischen Maßnahmen wie z.B. Therapeutischem Boxen, Skills-Training, Lichttherapie, Stimmungstagebuch
- Professionelle Aufnahme, Gestaltung, Erhaltung und Beendigung von Beziehung zu Menschen in schwierigen Lebenssituationen
- Mitberücksichtigung von Nähe/Distanz-Phänomenen in der Beziehung zum/zur PatientIn und adäquate Reaktion auf Veränderungen
- Verfügbarmachen sicherer Rahmenbedingungen für PatientInnen und Personal
- Erkennen von potentiellen oder manifesten selbst- oder fremdgefährdenden Aspekten beim/bei der PatientIn und Einleiten von Unterstützungsmaßnahmen
- Zusammenarbeit und Austausch mit anderen Berufsgruppen im Team
Therapeutisches Boxen
Durch therapeutisches Boxen können körperliche Ausdrucksmöglichkeiten für Emotionen wiederentdeckt, erprobt und weiterentwickelt werden. Standhaftigkeit, Durchsetzungskraft, Abgrenzung, Lebendigkeit und Stärke können unmittelbar erfahren und wahrgenommen werden. Vor allem bei starker Anspannung oder gehemmter Aggression kann es im Kombination mit dem therapeutischen Gespräch hilfreich sein.
Lichttherapie
Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Tageslicht einen wesentlichen Einfluss auf das psychische Wohlbefinden sowie den menschlichen Biorhythmus ausübt. Lichttherapie wird daher vorwiegend in den Wintermonaten eingesetzt, um Ängste und depressive Symptome zu lindern. Verwendet werden dazu spezielle Vollspektrum-Lampen, welche mit ca. 10.000 Lux der Helligkeit eines sonnigen Frühlingstages und somit dem bis zu 20-fachen einer gewöhnlichen Innenraumbeleuchtung entsprechen. Die Behandlung wird vorzugsweise in den Morgenstunden für ca. 30 Minuten durchgeführt.
Klinische Psychologie
Die Klinische Psychologie ist ein Teilgebiet der Psychologie, welches sich mit psychischen Störungen sowie mit körperlichen Erkrankungen, bei denen psychische Faktoren eine bedeutende Rolle spielen, befasst. Neben der Entstehung und den aufrechterhaltenden Faktoren einer psychischen Erkrankung legt die Klinische Psychologie ein besonderes Augenmerk auf die Verbesserung der Lebensqualität und die Entwicklung von Zukunftsperspektiven. In der Psychiatrischen Tagesklinik stehen in der PatientInnenbetreuung folgende Bereiche zur Verfügung:
Klinisch-psychologische Diagnostik
Unter Einsatz von wissenschaftlich fundierten psychologischen Testverfahren können einerseits Fragestellungen zur kognitiven Leistungsfähigkeit (z.B. Aufmerksamkeit, Gedächtnis) geklärt werden. Darüber hinaus werden Verfahren eingesetzt, um Störungen des Denkablaufs (z.B. bei Psychosen) und der Ausprägung von Persönlichkeitsmerkmalen zu differenzieren und zu objektivieren, um die fachärztliche Beurteilung zu ergänzen.
Klinisch-psychologische Behandlung
Im Zuge des tagesklinischen Aufenthaltes werden Behandlungseinheiten im Einzel- und Gruppensetting angeboten:
Klinisch-psychologische Behandlung im Einzelsetting
Das wichtigste Element einer jeden Behandlung ist eine tragfähige, professionelle Arbeitsbeziehung. Den PatientInnen wird während ihres tagesklinischen Aufenthaltes ein wertungsfreier Raum geboten, wo offen über die vielfältigen Anliegen gesprochen werden kann. Je nach Bedarf kommen unterstützend Methoden wie Entspannungsverfahren, kognitives Training und Biofeedback zum Einsatz.
Biofeedback bezeichnet ein Verfahren, mit dessen Hilfe zum Großteil unbewusst ablaufende Körperfunktionen wie Atmung, Puls, Körpertemperatur und Hautwiderstand mittels Elektroden über einen Bildschirm dargestellt werden können. Im Verlauf lernt der/die PatientIn, eigene Körperfunktionen willentlich zu beeinflussen, wodurch insgesamt eine Verbesserung der Selbstregulation erzielt werden kann.
Klinisch-psychologische Behandlung im Gruppensetting:
Psychoedukation: Im Mittelpunkt der psychoedukativen Gruppen stehen Aufklärung und Informationsvermittlung über psychische Erkrankungen sowie der Erfahrungsaustausch zwischen den PatientInnen.
Psychologie-Gruppen: Im Rahmen dieser Gruppen werden Themen wie z.B. Selbstwert, Werte, Ressourcen, Glaubensmuster, Kommunikation, soziale Kompetenz u.a. interaktiv erarbeitet.
Entspannungsverfahren: Verschiedene Entspannungstechniken, wie z.B. die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson (PMR) sind fester Bestandteil in der Behandlung von psychischen Erkrankungen. Durch den regelmäßigen Einsatz von Entspannungsverfahren sollen körperliche und geistige Anspannung reduziert werden.
Genussgruppe: Der Fokus dieser verhaltensorientierten Intervention liegt am positiven Erleben und Verhalten. Durch das Genusstraining soll die Genussfähigkeit wiedererlangt, erhöht oder erhalten werden, indem die fünf Sinne praxisnah geschult werden.
Psychotherapie
Psychotherapie ist ein etabliertes eigenständiges Heilverfahren zur Behandlung psychischer bzw. psychosomatischer Erkrankungen sowie psychosozialer Leidenszustände. In Österreich stehen dafür eine Reihe von unterschiedlichen anerkannten Methoden zur Verfügung. Die Psychiatrische Tagesklinik vertritt hierbei eine moderne methodenübergreifende Herangehensweise im Sinne eines möglichst individuellen patientenorientierten Zugangs und dem Nutzen eines vielfältigen Angebots. Psychotherapeutische Gespräche bieten den PatientInnen in neutraler und vorurteilsfreier Atmosphäre Raum für positive Beziehungserfahrungen, die Auseinandersetzung mit biographischen Themen, der eigenen Identität und dem Umgang mit aktuellen Krisensituationen. Ziel der Psychotherapie ist es im Zuge eines begleiteten Reflexionsprozesses individuelle Lösungswege zu erarbeiten, welche langfristig Stabilität verleihen und im Idealfall eine Weiterentwicklung der Persönlichkeit und der verfügbaren Ressourcen bedeuten. Psychische Erkrankungen gehen in der Regel mit Einschränkungen der persönlichen Autonomie, Anpassungsfähigkeit und Lebendigkeit einher. Diese äußern sich häufig durch starre Denkmuster bzw. Grundhaltungen und zeigen sich ebenso auf Verhaltensebene. Voraussetzung für die Psychotherapie ist das Einlassen auf den therapeutischen Prozess durch grundsätzliche Veränderungsbereitschaft und Offenheit des/der PatientIn. Jeder Mensch bringt seine ganz persönliche und einzigartige Biographie, Lebensumstände und Herausforderungen mit in die Therapie. Allein dieser Umstand verdeutlicht, dass es keine allgemein gültigen Konzepte im Umgang mit psychischen Erkrankungen geben kann. Psychotherapie versteht sich ausdrücklich nicht als Beratung, sondern als „Hilfe zur Selbsthilfe“. Im Zuge einer Psychotherapie erfolgende tiefgreifende Veränderungen lösen unter Umständen Unsicherheit aus und bedürfen einer gewissen Zeit, sodass nach Behandlungsende in der Psychiatrischen Tagesklinik in vielen Fällen eine Fortführung im niedergelassenen Bereich sinnvoll ist. In der Psychiatrischen Tagesklinik verfügen sowohl Psychotherapeuten als auch behandelnde Fachärzte über eine Psychotherapie-Ausbildung.
Ergotherapie
Ergotherapie ist eine betätigungsorientierte Therapieform. Im Zentrum steht die individuelle Handlungskompetenz in alltagsrelevanten Bereichen, wie Selbsterhaltung, Produktivität, Freizeit und Erholung. Dabei können verschiedene therapeutische Mittel zum Einsatz kommen, wie handwerkliche Techniken (z.B. Speckstein-, Holzbearbeitung, Korbflechten, Filzen), bildnerisches Gestalten, Spiele, Kochen, Gartentherapie u.a.
Ergotherapie kann in Gruppen- oder Einzelsettings stattfinden.
Zielsetzungen können in folgenden Bereichen liegen:
- Verbesserung der Selbstwahrnehmung (z.B. Wie belastbar fühle ich mich heute? Welchen Bedürfnissen möchte ich heute nachkommen?)
- Erweiterung der sozialen Fähigkeiten (z.B. Wo suche ich Kontakt? Wo brauche ich Abgrenzung? Wie bringe ich mich in Gruppen ein?)
- Verbesserung der emotionalen Fähigkeiten (z.B. Welche Gefühle entstehen im Tun? Wie kann ich Tätigkeiten als Ausgleich nutzen?)
- Erarbeitung von adäquaten Problemlösungsstrategien (z.B. Wie kann ich meine Betätigung strukturieren, um ein zufriedenes Ergebnis zu erhalten? Wie viele Pausen teile ich mir ein, um meine Aufmerksamkeit über die gewünschte Zeit aufrecht halten zu können?)
- Bewältigung des beruflichen und persönlichen Alltags (Wie kann ich mich auf den beruflichen Wiedereinstieg vorbereiten? Welche Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung tun mir gut?)
Durch das Stärken von emotionalen, sozialen, kognitiven oder sensomotorischen Fähigkeiten wird die Handlungsfähigkeit gefördert. Der Blick ist auf die Teilhabe am Alltag gerichtet.
Kunsttherapie
ist eine Therapieform, die das Potenzial des kreativen Prozesses nutzt.
Das konkrete Gestalten mit künstlerischem Material (z.B. Wasserfarben, Stifte, Kreide, Ton, Draht, …) innerhalb der sicheren therapeutischen Beziehung ermöglicht, schwer fassbare innere Prozesse in eine begreifbare Form zu bringen.
Kaum beschreibbare - oft unbewusste - Gefühle, Konflikte oder Bedürfnisse werden so zu einem sichtbaren Gegenüber. Dadurch werden diese anschaubar, ansprechbar und im wahrsten Sinne des Wortes auch handhabbar und bearbeitbar.
Der/die PatientIn kann sich als aktiv Handelnde/r erleben, der eigene Handlungsspielraum wird erweitert, Lösungen können erarbeitet und ausprobiert werden.
Kunsttherapie kann so zur „Probebühne“ für den Alltag werden.
Kunsttherapie kann also helfen...
- die eigenen Gefühle wahrzunehmen,
- sich selber besser kennenzulernen,
- Raum für sich zu schaffen,
- den eigenen Handlungsspielraum zu erweitern,
- neue Perspektiven zu entwickeln,
- Lösungen zu suchen und zu finden,
- Veränderungen einzuleiten.
Für Kunsttherapie ist keine gestalterische Vorerfahrung nötig!
Musiktherapie
Musiktherapie ist eine eigenständige kreative und ausdrucksfördernde Therapieform. Ihr Ziel ist die Wiederherstellung, Erhaltung und Förderung seelischer, körperlicher und geistiger Gesundheit.
Dabei wird Musik
- rezeptiv (Hören und Erleben von Musik)
- aktiv (gemeinsames Musizieren/Singen)
- und begleitend zu Tanz-, Atem- und Bewegungsübungen eingesetzt.
Musiktherapie bietet einen Rahmen, indem es möglich ist in Beziehung zu sein, diese Beziehung zu gestalten und zu erleben. Gefühle, Bedürfnisse, Stimmungen, innere Konflikte und Spannungen können über die Musik mitgeteilt und bearbeitet werden.
Eine musikalische Vorbildung oder besondere Begabung ist dafür nicht notwendig.
Im Vordergrund stehen Aktivität und emotionale Beteiligung und nicht die Orientierung an musikalischen Resultaten.
Die verwendeten Instrumente sind einfach spielbar und auf die Bedürfnisse und Möglichkeiten der PatientInnen abgestimmt.
Physiotherapie in der Psychiatrie
Körper und Psyche sind eine Einheit. Die Physiotherapie im Bereich der Psychiatrie arbeitet mit dem Körper und kann daher körperliche Beschwerden lindern. Manche körperlichen Symptome haben psychische Ursachen. Hier bildet die Physiotherapie eine wichtige Brücke zwischen körperlichen und psychischen Beschwerden, welche nicht getrennt voneinander betrachtet werden können bzw. sich gegenseitig beeinflussen.
Die Therapieinhalte und Ziele werden individuell auf die Bedürfnisse der PatientInnen abgestimmt.
Diese können sein:
- Balance von Aktivität und Pause,
- Spüren von muskulärer Anspannung und Entspannung,
- Schmerzlinderung,
- Training von Kraft, Ausdauer, Koordination, Geschicklichkeit,
- Sportliche Aktivitäten,
- Wahrnehmung der Atmung oder der Haltung,
- Wiedererlangen von Gleichgewicht und Stabilität,
- Wahrnehmung von Grenzen,
- Wiedererlangen von körperlichem Wohlbefinden.
Bei allen Inhalten steht die Orientierung an den vorhandenen Fähigkeiten und Stärken der PatientInnen im Vordergrund.
Klinische Sozialarbeit
Klinische Sozialarbeit bietet Beratung und Begleitung bei persönlichen, sozialen und finanziellen Problemen, die häufig in Zusammenhang mit der Erkrankung stehen und Auswirkungen auf PatientInnen und deren Angehörige haben können. Die Lebensqualität der Betroffenen soll dadurch verbessert werden. Dabei stehen der Wunsch und das Selbstbestimmungsrecht der PatientInnen immer im Vordergrund.
Klinische Sozialarbeit bietet Information, Beratung und Unterstützung bei Fragen zu:
- Beruflicher Wiedereinstieg bzw. Umorientierung
- Finanzielle Angelegenheiten (z.B. Krankengeld, existenzielle Absicherung, Schulden)
- Sozialversicherungstechnische Aspekte
- Sozialrechtliche Fragestellungen
- Koordination mit externen Einrichtungen (z.B. Tagesstruktur, Arbeitstrainingszentren, etc.)
- (Drohender) Wohnungslosigkeit
- Psychosozialer Nachbetreuung, Rehabilitation
Klinische Sozialarbeit sieht sich als Ergänzung zur medizinisch, pflegerischen und therapeutischen Behandlung.