24. Februar 2022 - sechs Uhr morgens. Dr. Olga Nykytynska schläft noch, als das Telefon klingelt. Von einem Freund aus den USA erfährt sie vom Angriff - dem Beginn des Krieges in der Ukraine. “Ich dachte zuerst, er sei verrückt”, erinnert sich Olga Nykytynska. “Der Verstand wollte es nicht begreifen - glauben, dass es tatsächlich real ist, abends habe ich noch ein Konzert im Fernsehen genossen. Im Kopf herrschte zunächst Chaos." Ihr Instinkt, der sie so schnell als möglich raus aus der Stadt Odessa führte, bestätigt sich, denn wenige Stunden nachdem sie ihr Zuhause mit dem Auto verlassen hat, explodieren in der Nachbarschaft die ersten Bomben.
Dr. Olga Nykytynska arbeitet seit 1. Juli 2023 im Klinikum Freistadt: “Ich bin sehr glücklich, dass ich hier sein darf und möchte hier ein normales Leben führen können.” Die Fachärztin für Dermatologie hat hier allerdings den “Dr.” vorerst abgelegt und arbeitet als medizinische Hilfskraft, weil sie noch nicht nostrifiziert ist. Das Verbessern der Sprache ist das nächste Ziel.
Prim. Dr. Norbert Fritsch: “Es war für uns selbstverständlich in dieser Situation zu helfen. Olga Nykytynska wurde mit großem Respekt im Interne-Team aufgenommen und integriert. Sie hat auch als Dolmetscherin fungiert und uns so bei der Betreuung der Flüchtlinge sehr geholfen.”
Bevor sich die Ukrainerin am 24. Februar um 16 Uhr mit dem Auto auf den Weg zur Grenze nach Moldawien machte, wo sie rund 14 Stunden auf die Ausreise warten musste, fuhr sie zu ihrem Vater und sie fragte auch ob jemand aus der Familie mitfahren wolle. Doch diese war überzeugt, dass es zu keinem Krieg kommen würde. Schließlich brach sie alleine auf. Es war kalt und es regnete. Emotionaler Ausnahmezustand. Vier Tage brauchte sie für die 1700 Kilometer. Moldawien - Rumänien - Ungarn - Österreich. “Viele Freunde aus anderen Ländern haben mir geschrieben, dass ich kommen kann. Nach Österreich bin ich gekommen, weil ich im Bezirk Rohrbach sehr gute Freunde habe - das war die beste Entscheidung”, sagt die 50-Jährige mit spürbarer Dankbarkeit.