Wenn die Tage kürzer werden und die Temperaturen sinken, leiden viele Menschen unter einem Stimmungstief. Dieses Phänomen wird oft als Winterdepression bezeichnet. Diese Stimmungsschwankungen sind mehr als nur eine Laune der Natur. Sie können durchaus ernsthafte Auswirkungen auf das Wohlbefinden haben. Der Österreichische Depressionsbericht zeigt, dass etwa 5,1 % der österreichischen Bevölkerung an Depressionen leiden. Es wird vermutet, dass in Wirklichkeit noch viel mehr Menschen betroffen sind, weil psychische Erkrankungen oftmals ein Tabu sind.
Prim. Dr. Martin Barth, Leiter der Psychiatrie im Pyhrn-Eisenwurzen Klinikum Steyr, sagt dazu: "Die Symptome einer Winterdepression sind vielfältig. Dazu gehören zum Beispiel Antriebslosigkeit, Schlafstörungen und eine verstärkte Lust auf Süßes. Viele dieser Symptome können das tägliche Leben beeinträchtigen und dazu führen, dass sich die Betroffenen aus sozialen Aktivitäten zurückziehen und damit in einen Teufelskreis geraten. Vor allem Menschen, die in Gegenden mit langen, dunklen Wintern leben, sind von der Winterdepression häufiger betroffen.“
Die Ursachen sind vielfältig
Eine Winterdepression hat viele Ursachen, der Lichtmangel spielt auf jeden Fall eine entscheidende Rolle. "Licht ist der wichtigste Taktgeber für unseren Körper", sagt Prim. Dr. Barth. „Es beeinflusst die Produktion von Melatonin und Serotonin, zwei Hormone, die unsere Stimmung regulieren." Wenn das Licht fehlt, produziert der Körper mehr Melatonin, was zu Müdigkeit und einer gedrückten Stimmung führt.
Es gibt aber auch Strategien dagegen anzukämpfen.
Eine durchaus effektive Methode kann die Verwendung von speziellen Tageslichtlampen sein, die das natürliche Sonnenlicht simulieren. Diese Lampen helfen, die Melatonin Produktion zu regulieren und die Stimmung zu heben. Diese Methode ist anerkannt und wird auch im Pyhrn-Eisenwurzen Klinikum Steyr angewandt.
Die regelmäßige körperliche Aktivität kann die Stimmung erheblich verbessern. Prim. Dr. Barth betont: „Bewegung ist ein natürlicher Stimmungsaufheller. Ein kurzer Spaziergang an der frischen Luft kann da oft Wunder wirken. Insbesondere der Austausch und die Begegnung mit Menschen, der Familie und Freunden kann helfen, das Gefühl der Isolation zu verringern. Es ist wichtig, sich nicht zurückzuziehen, sondern aktiv soziale Kontakte zu pflegen“, rät Prim. Dr. Barth.
Ebenso ist auch eine ausgewogene, vitaminreiche Ernährung wichtig. Denn auch sie kann einen positiven Einfluss auf die Stimmung haben. Besonders Lebensmittel, die reich an Omega-3-Fettsäuren sind, wie Fisch und Nüsse, können hilfreich sein.
Ab zwei Wochen anhaltender Symptome ist der Gang z.B. zu einem Psychotherapeuten oder auch einer psychosozialen Anlaufstelle wie „pro mente“ ratsam. „Eine frühzeitige Intervention kann entscheidend sein, um schwerwiegendere Depressionen zu vermeiden“, rät Prim. Dr. Barth den Betroffenen.
Abschließend lässt sich festhalten, die Winterdepression ist ein durchaus ernstzunehmendes Phänomen, das eine Vielzahl von Menschen betrifft. Mit den richtigen Strategien und einem bewussten Umgang mit der eigenen Gesundheit kann jedoch jeder lernen, besser durch die dunkle Jahreszeit zu kommen. Wichtig und entscheidend ist es, auf die eigenen Bedürfnisse zu hören und aktiv gegen die Symptome vorzugehen. So bleibt die Lebensqualität und das eigene Wohlbefinden auch dann erhalten, wenn die Tage kürzer sind.