Die Krebsdiagnose bedeutet für Betroffene eine tiefgreifende Veränderung in mehreren Bereichen: körperlich, seelisch, sozial und sozioökonomisch. Anfänglich liegt der Fokus auf der Behandlung, doch schnell werden auch die sozialen Folgen für die Patientinnen und Patienten sowie ihre Familien deutlich. Zur Unterstützung dieser Herausforderung bieten die Kliniken und externe Anbieter niederschwellige soziale Hilfsangebote an.
Laut dem Krebsregister des Tumorzentrums Oberösterreich wurden 2023 etwa 10.000 Menschen neu mit Krebs diagnostiziert, bei 8.000 handelt es sich um einen bösartigen Tumor. Sie alle stehen vor der Situation, sich plötzlich nicht nur mit der Krankheit selbst, sondern auch mit ihren umfassenden Begleiterscheinungen auseinandersetzen zu müssen.
"Gesundheit ist unser höchstes Gut. Gesundheitsversorgung daher unsere wichtigste Aufgabe. Unsere Krankenhäuser bieten daher nicht nur medizinische Spitzenleistungen, sondern auch eine breite Palette von Betreuungsangeboten. Therapieerfolg erfordert Vielfalt, und in Oberösterreich haben wir diese Vielfalt. Denn wir alle arbeiten für ein großes Ziel: Dafür, dass die Menschen in unserem Land gesund und gut leben können. Heute - und bis ins hohe Alter," so Landeshauptmann-Stellvertreterin und Gesundheitsreferentin Mag.a Christine Haberlander.
Spürbar besserer Behandlungserfolg durch Sozialarbeit im Krankenhaus
„Wir wissen aus Erfahrung, wie belastend die langfristigen sozialen Folgen der Krebserkrankung sind und diese manchmal schwerer wiegen als die Krebserkrankung selbst. Wenn es gelingt, dass die soziale Belastung durch eine Krebserkrankung zu mildern, verbessert das die Behandlung. Weniger chronischer Stress und Sorgen um den Arbeitsplatz, Einkommenseinbußen oder das Weiterführen eines Hobbys verbessern die Therapietreue der Patientinnen und Patienten.“, betont Univ.-Doz. Dr. Ansgar Weltermann, Leiter Tumorzentrum OÖ, Leiter Zentrum für Tumorerkrankungen am Ordensklinikum Linz.
Sozialarbeit im Krankenhaus als weiterer Baustein im Kampf gegen Krebs
„Krebs ist für die meisten eine Horrormeldung, nach der sie sich erst einmal vor allem damit beschäftigen, ob sie die Krankheit überleben werden. Sehr schnell wird vielen allerdings auch die soziale Dimension bewusst. Und dass diese Angst berechtigt ist, wissen wir aus deutschen Studien, die besagen, dass sich bei 40 Prozent der an Krebs Erkrankten die Lebensverhältnisse verschlechtern“, so Martina Hundertpfund, BA, Sozialarbeiterin am Ordensklinikum Linz.
Angebote für unsere jüngsten Patientinnen und Patienten
„Die Diagnose löst nicht nur einen initialen Schock aus, sondern wirkt sich über viele Jahre hinweg auf das Leben aller Familienmitglieder aus. Eltern stehen vor der Herausforderung, die emotionale und physische Gesundheit ihres erkrankten Kindes zu bewahren, während sie gleichzeitig versuchen, die Normalität in ihrem Familienleben aufrechtzuerhalten“, sagt Mag.a Monika Kern, PMML, Leiterin der Abteilung Klinische Sozialarbeit am Kepler Universitätsklinikum.
Statistischer Überblick
- 10.000 Neuerkrankungen in Oberösterreich jedes Jahr, 8.000 davon bösartig
- Jüngere Betroffene: 120 Menschen unter 20 Jahren erkrankten an Krebs
- Berufstätige Altersgruppe: 1.809 Diagnosen bei 20- bis 60-Jährigen.
- Weniger chronischer Stress sowie weniger Sorgen um die Aspekte Arbeitsplatz, Einkommen oder das Weiterführen eines Hobbys verbessern die Therapietreue der Patientinnen und Patienten.
Klinische Sozialarbeit Allgemein
- Umfasst ganzheitliche, präventive und familienorientierte Ansätze
- Beratung zu sozialen, finanziellen Ansprüchen, Unterstützung im Alltag
- Verbesserung der Lebensqualität und Förderung der Therapiechancen
- Anzahl der Sozialarbeiterinnen: Insgesamt fast 73 Vollzeit-Dienstposten in oberösterreichischen Krankenhäusern.
Angebote für die Jüngsten:
- Sozialarbeit für die ganze Familie (betroffene, Eltern und Geschwister)
- Lehrkräfte unterrichten direkt im Krankenhaus.
- Spezialisierte Nachsorgeeinrichtungen: Kurzzeit- und Langzeitnachsorge bis 18 Jahre oder 10 Jahre nach Therapieende
Sozialarbeit in den Oö. Krankenhäusern
Eckpfeiler der Sozialarbeit im Krankenhaus
Grundprinzipien |
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Aufgaben |
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Beratungsschwerpunkte |
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Angebot an Patientinnen und Patienten |
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Das Land Oberösterreich finanziert in den oberösterreichischen Kliniken insgesamt fast 73 Vollzeit-Dienstposten und gewährleistet somit die bestmögliche Unterstützung der Patientinnen und Patienten in schwierigen Lebenssituationen.
Positive Auswirkungen der Sozialarbeit:
- Verbesserung der Lebensqualität
- Erleichterung der Alltagsbelastungen
- Förderung eines gesunden Lebensumfelds
- Erhöhung der Chancen für einen erfolgreichen Therapieverlauf
Weitere externe Unterstützungsangebote:
- Krebshilfe OÖ, Sozialberatungsstellen der Magistrate und Bezirkshauptmannschaften, Sozialversicherungen mit Case Managern.
- Caritas, Schuldnerberatung OÖ, fit2work, Migrare.
- Langfristige Begleitung und Unterstützung auch nach Abschluss der klinischen Sozialarbeit.
Angebote für unsere jüngsten Patientinnen und Patienten
Jährlich sind in Österreich etwa 120 Kinder und Jugendliche von einer neuen Krebserkrankung betroffen, was langfristige Auswirkungen auf das Leben aller Familienmitglieder hat. Diese Situation unterstreicht die Wichtigkeit, neben der medizinischen Behandlung auch die emotionalen Bedürfnisse der Betroffenen zu adressieren. Für diese umfassende Herausforderung ist eine starke Unterstützung der Familien notwendig, bei der die psychosozialen Dienste eine zentrale Rolle spielen. Sie bieten nicht nur medizinische, sondern auch essenzielle emotionale und soziale Unterstützung, um den Familien durch diese schwierige Zeit zu helfen.
Alterstypische Verarbeitung durch die Kinder:
Säuglinge und Kleinkinder bis 3 Jahre haben keine Krankheitseinsicht, erleben Schmerzen und Ängste und sind dabei stark auf die Bezugsperson angewiesen.
Vorschulkinder haben ein bewussteres Erleben, kommunizieren ihre Empfindungen, haben eine Wahrnehmung der Schwere der Erkrankung und ein starkes Bedürfnis nach Nähe und Entwicklungsbegleitung. Schulkinder zeigen Interesse an ihrer Erkrankung, wollen sie auch verstehen und benötigen ehrliche Gespräche und Unterstützung in sozialer und schulischer Entwicklung. Jugendliche hingegen suchen nach Unabhängigkeit und Selbstbestimmung, erleben schmerzhafte Einschränkungen und benötigen eine partnerschaftliche Behandlung, um ihre neue Identität zu finden.
Klinische Sozialarbeit und psychosoziale Betreuung
Rolle der Klinischen Sozialarbeit |
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Unterstützungsangebote |
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Nachsorge: Vom Kind zum Jugendlichen und Erwachsenen
Spätfolgen von Krebserkrankungen |
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Spezialisierte Nachsorgeeinrichtungen |
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Im Kepler Universitätsklinikum standen 2022 73 und 2023 78 Kinder und Jugendliche mit einer neu diagnostizierten Erkrankung in onkologischer Behandlung.
Die Altersverteilung zeigt, dass auch schon die Kleinsten von einer Krebserkrankung nicht verschont bleiben. Im Jahr 2023 wurden insgesamt 440 Kinder im Kepler Universitätsklinikum onkologisch betreut. In dieser Zahl sind die Neu-Erkrankten, sowie die bereits seit Längerem in Behandlung stehenden Kinder und Jugendlichen erfasst.
- 0-3 Jährige: 58 Kinder
- 4-9 Jährige: 135 Kinder
- 10-18 Jährige: 247 Kinder
Ausgewählte ergänzende Angebote der Bildungsdirektion
- Unterstützung bei längeren Krankenhausaufenthalten
- Lehrkräfte unterrichten direkt im Krankenhaus
- Zielgruppe: Schülerinnen und Schüler aller Schulstufen
- Standorte: Willingerstraße/Zentrum Spattstraße, MedCampus IV, NeuroMedCampus, Ordensklinikum Barmherzige Schwestern
- Angebot: Individueller Unterricht, Anpassung an Bedürfnisse und Krankheitsbilder der Kinder
- Psychosoziale Unterstützung
- Schulpsychologie und Unterstützungskräfte:
- Beratung und Coaching für Lehrkräfte, Schulleitungen und Eltern
- Arbeit mit Mitschülern zur Förderung eines angemessenen Umgangs mit der Situation
- Unterstützung in Krisengesprächen, auch in moderierender Rolle
Bildtext:
Bildtext: V.l.n.r.: Univ.-Doz. Dr. Ansgar Weltermann, LH-Stv.in Mag.a Christine Haberlander, Mag.a Monika Kern, PMML, Lisa Reitbauer, Martina Hundertpfund, BA.
Fotocredit: Land OÖ/Daniela Sternberger, honorarfrei
Rückfragen bitte an:
Mag.a Jutta Oberweger
Pressesprecherin OÖ Gesundheitsholding
05 055460-20400
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