Krankenhäuser sind oft die erste Anlaufstelle für Opfer nach häuslichen Gewalttaten. Aus Angst vor weiteren Misshandlungen wird die tatsächliche Ursache von Verletzungen oft verschwiegen. Eine anonyme Befragung von Patientinnen der Unfallambulanz im Salzkammergut Klinikum Vöcklabruck lässt eine hohe Dunkelziffer an betroffenen Frauen vermuten.
Hinter einem vermeintlichen Unfall verbirgt sich leider viel zu oft häusliche Gewalt. Diese Befürchtung untermauert eine kürzlich im Salzkammergut Klinikum Vöcklabruck durchgeführte Befragung, an der knapp ein Drittel, der im Zeitraum von zwei Monaten ambulant behandelten Frauen, freiwillig teilgenommen hat.
Jede zehnte Patientin von Gewalt betroffen
Das Ergebnis der Auswertung ist alarmierend! Von den 265 befragten Frauen im Alter zwischen 18 und 80 Jahren hat jede Zehnte angegeben, dass ihre Verletzung eine Folge häuslicher Gewalt sei. Immerhin rund ein Drittel der Betroffenen (8 Frauen) hat sich hilfesuchend an die ExpertInnen der Opferschutzgruppe im Klinikum gewandt. Verstörend sind auch die Antworten auf die Frage, ob es jemanden im persönlichen Umfeld gäbe, der/die einem Unbehagen bereite: Immerhin sieben Prozent haben diese Frage mit ja beantwortet.
„Gewalt an Frauen ist eine der hässlichsten Seiten unserer Gesellschaft. Die alarmierenden Ergebnisse der Umfrage im Salzkammergut Klinikum Vöcklabruck verdeutlichen die Notwendigkeit der eingeführten Opferschutzgruppen. Diese Gruppen gewährleisten, dass Betroffene in den Krankenhäusern kompetent betreut und Spuren professionell gesichert werden, um die Täterverfolgung zu unterstützen. Ich appelliere an alle, die sich bedroht fühlen oder Opfer von Gewalt wurden, sich zu melden. Denn wir können nur gegen jene Gefährder vorgehen, die uns auch bekannt sind“, so LH-Stv.in Mag.a Christine Haberlander.
Gewalt als Tabu
An den Standorten des Salzkammergut Klinikums, sowie auch allen anderen OÖG-Kliniken, stehen Gewaltopfern Opferschutzgruppen zur Verfügung, die sich aus geschulten Pflegekräften, ÄrztInnen, PsychologInnen und SozialarbeiterInnen zusammensetzen. Besteht bei der Aufnahme im Klinikum der Verdacht auf eine Gewalteinwirkung, oder weist die betroffene Person von sich aus darauf hin, dann werden die Opfer diskret und einfühlsam angesprochen. „Häusliche Gewalt wird aber oft aus Angst oder Scham als Tabu gesehen, weshalb sich nur wenige offen an uns wenden. Wenn wir einen Verdacht haben, ermutigen wir aber unsere Patientinnen, in selten Fällen auch unsere Patienten, mit uns offen zu sprechen, weil das die Chance ist, den ersten Schritt aus der Gewaltspirale machen zu können“, erklärt die Gründerin und Leiterin der Opferschutzgruppe im SK Vöcklabruck, Maria Fitzinger, MA. Zusätzlich wird das Angebot der Opferschutzgruppen in den Kliniken offensiv beworben.
Was macht die Opferschutzgruppe?
Die Sozialarbeiterin Maria Fitzinger hat die Opferschutzgruppe am SK Vöcklabruck im Jahr 2013 gegründet. Seither hat das Team mehr als 500 Gewaltopfer beraten. Auf Wunsch wird der Erstkontakt zu externen Opferschutzeinrichtungen wie dem Frauenhaus, dem Gewaltschutzzentrum oder der Polizei in die Wege geleitet.
Opferschutzgruppen an allen OÖG-Kliniken
Das Thema Opferschutz und Umgang mit Gewaltopfern ist der OÖ Gesundheitsholding seit jeher ein wichtiges Anliegen. An allen OÖG-Kliniken gibt es dafür eigens installierte Opferschutzgruppen. Diese bestehen aus multiprofessionellen und interdisziplinären Teams und stehen den Betroffenen als speziell geschulte und ausgebildete Erstansprechpartner zur Verfügung. Andererseits sensibilisieren sie das medizinische Personal in den Kliniken im Umgang mit Gewaltopfern. Mit speziellen Online-Trainings und festgelegten Handlungsrichtlinien werden die MitarbeiterInnen zusätzlich intensiv geschult und sensibilisiert, um Betroffene bestmöglich zu betreuen und ihnen Schutz und Hilfe geben zu können. Auch eine professionelle Spurensicherung und Dokumentation gehören dazu. Auf Wunsch stellen die Gewaltschutzgruppen der Kliniken auch einen ersten Kontakt zu externen Einrichtungen her und stehen daher mit Organisationen wir Polizei, Gerichtsmedizin, Gewaltschutzzentren, Frauenhäusern, Kinderschutzzentren und vielen mehr in engem Kontakt.
Bildetexte:
Bildtext 1: Hinter einem vermeintlichen Unfall verbirgt sich leider viel zu oft häusliche Gewalt. (Fotocredit: Shutterstock/fiskes)
Bildtext 2: Maria Fitzinger, MA, Leiterin der Opferschutzgruppe im Salzkammergut Klinikum Vöcklabruck. (Fotocredit: OÖG/honorarfrei)
Kurzfassung:
Eine kürzlich in der Unfallambulanz des Salzkammergut Klinikums Vöcklabruck durchgeführte anonyme Befragung lässt eine hohe Dunkelziffer von an häuslicher Gewalt betroffenen Frauen vermuten. Von den 265 befragten Patientinnen im Alter zwischen 18 und 80 Jahren hat jede Zehnte angegeben, dass ihre Verletzung eine Folge häuslicher Gewalt sei. Sieben Prozent haben die Frage, ob es in ihrem Umfeld jemanden gäbe, der/die ihnen Unbehagen bereite, mit ja beantwortet. „Häusliche Gewalt wird oft aus Angst oder Scham als Tabu gesehen, weshalb sich nur wenige an die im Klinikum etablierte Opferschutzgruppe wenden“, sagt die Sozialarbeiterin Maria Fitzinger.
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Christine Dörfel, MSc, MBA
Stv. Leitung Geschäftsbereich PR & Kommunikation
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