Ein schwerer Schicksalsschlag kann das Leben von heute auf morgen verändern. Menschen, die auf eine Langzeitbeatmung angewiesen sind, sowie ihre Angehörigen stehen vor großen Herausforderungen – sowohl emotional als auch im Alltag. Doch niemand soll mit dieser Situation allein gelassen werden. In Oberösterreich wird daher die Betreuung dieser Patientinnen und Patienten weiter verbessert: Mit der neuen zentralen Koordinierungsstelle wird die Versorgung noch gezielter organisiert, um jeder und jedem Einzelnen die bestmögliche Betreuung zu bieten. Oberösterreich setzt damit österreichweit Maßstäbe und zeigt: Eine menschliche, würdevolle und professionelle Versorgung ist möglich – und ein starkes Netzwerk aus Pflegekräften, TherapeutInnen, ÄrztInnen und Angehörigen macht es möglich.
„Gesundheit ist für uns das höchste Gut. Deshalb ist die Gesundheitsversorgung unsere wichtigste Aufgabe. Wir haben dabei ein großes Ziel: Dass die Menschen in unserem Land gesund und gut leben können, von Anfang an und ein ganzes Leben lang. Und wir haben das Ziel, schwer und unheilbar kranke Menschen sowie ihre Angehörigen nicht alleinzulassen, sondern sie zu begleiten und zu unterstützen. Die OberösterreicherInnen, egal welchen Alters, dürfen darauf vertrauen, dass sie auch dann gut versorgt werden, wenn sie aufgrund einer schweren Erkrankung eine umfassende Betreuung benötigen. Die Versorgung langzeitbeatmeter Menschen in ihrem gewohnten Umfeld zuhause bedeutet eine große Herausforderung und oft auch Belastung für die Angehörigen. Sie haben nicht nur unsere höchste Wertschätzung, sondern auch die bestmögliche Unterstützung verdient. Dabei arbeiten wir mit starken Partnerorganisationen zusammen“, sagt Gesundheitslandesrätin Landeshauptmann-Stellvertreterin Mag.a Christine Haberlander.
Durch die moderne Hochleistungsmedizin, optimale notärztliche Versorgung und eine rasche Rettungskette sind heute die Überlebenschancen auch bei schwersten Schäden des zentralen Nervensystems stark gestiegen. Es kann sein, dass betroffene Patientinnen und Patienten eine langfristige intensive Unterstützung benötigen. Diese muss neben einer besonders qualifizierten Pflege das interdisziplinäre Team aus Intensivmedizinerin bzw. Intensivmediziner, Ergo- und Physiotherapie, Logopädie, Neuropsychologie mit einbeziehen. Für schwer betroffene Menschen, muss ein durchgehendes Versorgungskonzept für intensive pflegerische und therapeutische Versorgung gewährleistet sein. Gerade bei diesen schweren Befunden und bei Menschen, die einer Beatmung bedürfen, kann ein konsequentes Förderprogramm unter Einbeziehung der Angehörigen im Verlauf von Jahren zum Teil durchgreifende Fortschritte zeigen.
Österreichweit Best-practice: Einzigartige Versorgungsstruktur für mehr Lebensqualität für langzeitbeatmete PatientInnen und ihre Familien
Zur Versorgung langzeitbeatmeter Patientinnen und Patienten wurde in Oberösterreich eine einzigartige Versorgungsstruktur aufgebaut, die eine individuell abgestimmte und bedarfsgerechte Betreuung und Pflege gewährleistet: im häuslichen Umfeld („Heimbeatmung“) sowie bei Bedarf in einer darauf spezialisierten stationären Einrichtung (Rehaklinik Enns oder Caritas Haus Borromäus, Linz).
Oberösterreich ist damit Vorreiter unter den Bundesländern. Schon 2011 wurde die Versorgung in Oberösterreich für langzeitbeatmete Patientinnen und Patienten mit dem europäischen EPSA-Award (European Public Sector Award) als Best-Practice-Modell ausgezeichnet. Als Pioniere sind seit damals Christoph Grubauer und Dr. Holzmann immer noch im Einsatz!
NEU: Zentrale Koordinierungsstelle für Langzeitbeatmung in der OÖG bietet bestmögliche und gezieltere Betreuung
Im Mai 2024 wurde im Auftrag von Gesundheitslandesrätin LH-Stellvertreterin Mag.a Christine Haberlander zudem für die Koordinierung der Pflegedienstleistungen eine zentrale Koordinierungsstelle eingerichtet. Diese Stelle ist erster Ansprechpartner für die Intensivstationen in ganz Oberösterreich, die nach der Akutbetreuung Patientinnen und Patienten mit Beatmungsbedarf in die weitere optimale Betreuung entlassen. Die zentrale Koordinierungsstelle koordiniert in Abstimmung mit den Angehörigen, stationären bzw. Reha-Einrichtungen und den Pflege-Dienstleistern die individuell optimale Pflege und Betreuung. Ist eine Betreuung im häuslichen Umfeld möglich, übernimmt ein Pflege-Dienstleister die regelmäßigen Pflege-Leistungen. Die Zentrale Koordinierungsstelle für Langzeitbeatmung Oberösterreich ist bei der Oö. Gesundheitsholding (OÖG) angesiedelt. Der OÖ. Gesundheitsfonds organisiert und finanziert nunmehr seit Jahren diese Art von Betreuung von derzeit rund 85 langzeitbeatmeten Patientinnen und Patienten in ganz Oberösterreich (davon 13 Kinder) und hat die Mittel dafür in den letzten Jahren kontinuierlich angehoben (aktuell 10 Mio. Euro jährlich).
„Das Land OÖ erteilte im vergangenen Jahr den Auftrag an die OÖ Gesundheitsholding, eine trägerübergreifende Zentrale Koordinierungsstelle für Langzeitbeatmung einzurichten. Seit Mai 2024 arbeiten wir daher sehr eng mit den Intensivstationen aller oberösterreichischen Kliniken zusammen. Ziel ist es eine professionelle Versorgung für die Betroffenen zu sichern. Wenn Menschen durch verschiedenste Erkrankungen in die Situation kommen, beatmet zu werden, dann wird in den Kliniken heute alles getan, dass der medizinische Erfolg gesichert ist. Zwischen Mai und Dezember 2024 konnte bereits bei 21 Patientinnen und Patienten durch Rehabilitation, therapeutische Unterstützung durch SpezialistInnen, Pflege und Medizin das sogenannte „Weaning“ – also die Beatmungsentwöhnung gelingen. Mit dieser gezielten interdisziplinären Zusammenarbeit auf den Intensivstationen, gelingt ein fast 90%-iger Erfolg. Bei Betroffenen, die weiterhin eine Beatmungsmaschine benötigen, ist die Versorgung zu Hause von hoher Bedeutung. Hier müssen gut geschulte Pflegende, die ÄrztInnen und TherapeutInnen mit den Angehörigen gut zusammenarbeiten. In OÖ haben wir hier sehr gute Pflegedienstleister, welche sowohl auf Kinder, als auch auf Erwachsene spezialisiert sind und eine jahrelange Erfahrung mitbringen“, sagt Priv.-Doz.in Mag.a Dr.in Anna M. Dieplinger von der Zentralen Koordinierungsstelle für Langzeitbeatmung Oberösterreich bei der OÖ Gesundheitsholding.
Nach EU-weiter Ausschreibung: Versorgung durch Rahmenvereinbarung mit drei Pflege-Dienstleistern gesichert
Aufgrund des anzuwendenden Vergaberechts war eine EU-weite Ausschreibung der Pflege-Dienstleistungen erforderlich. Im Ergebnis hat der Oö. Gesundheitsfonds im April 2024 eine Rahmenvereinbarung bezüglich der Betreuung und Pflege von heimbeatmeten Patientinnen und Patienten mit drei Dienstleistern, abgeschlossen. Damit ist weiterhin eine hochqualitative und ausfallsichere Versorgung dieser vulnerablen Gruppe von Patientinnen und Patienten (Kinder und Erwachsene) gewährleistet, wobei die FEB Heimbeatmung in der Betreuung von betroffenen Kindern eng mit der Mobilen Kinderkrankenpflege OÖ zusammenarbeitet.
„Die Betreuung und Pflege von Menschen in besonderen Lebenssituationen, insbesondere im Rahmen der Krankenpflege, gehört für die Ordensgemeinschaften der Franziskanerinnen von Vöcklabruck, der Elisabethinen und der Barmherzigen Brüder seit vielen Jahrzehnten zum Kern ihres Auftrags. Deshalb ist es naheliegend, dass diese drei Ordensgemeinschaften sich zusammentun, um ihre Erfahrungen und ihr Know-how auch in die Versorgung von langzeitbeatmeten Menschen einzubringen. Gleichzeitig war und ist es uns wichtig, diese Betreuung gemeinsam mit Christoph Grubauer sicherzustellen, weil er diese Versorgung in Oberösterreich maßgeblich mitaufgebaut hat, sie seit vielen Jahren mit großem Engagement betreibt und dadurch einen immensen Erfahrungsschatz mitbringt. In dieser Konstellation, drei Ordensgemeinschaften gemeinsam mit Herrn Grubauer, stellen wir sicher, dass die betroffenen Menschen auch weiterhin hoch professionell in ihrem Zuhause versorgt werden können“, sagt Dr. Johann Stroblmair von der FEB Heimbeatmung in Österreich.
„Die Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit Beatmungsbedarf ist durch die enge Zusammenarbeit zwischen dem Land Oberösterreich, uns als MOKI – OÖ und der neu errichteten zentralen Koordinierungsstelle gesichert und verläuft nun deutlich strukturierter. Bei uns arbeiten ausschließlich diplomierte Gesundheits- und KrankenpflegerInnen mit Spezialisierung auf Kinder- und Jugendlichenpflege, die gezielt auf die Bedürfnisse dieser jungen PatientInnen eingehen können. Wir übernehmen nicht nur die Pflege der Kinder und Jugendlichen, sondern auch ihre Begleitung in Schule und Kindergarten sowie unterstützen die Eltern umfassend in ihrer unverzichtbaren Rolle als pflegende Angehörige. Gemeinsam setzen wir alles daran, den Familien bestmögliche Unterstützung und dringend benötigte Entlastung zu bieten. Diese partnerschaftliche und strukturierte Zusammenarbeit bildet eine stabile Basis für eine zukunftsweisende und qualitativ hochwertige Betreuung“, sagt Heike Schwaiger, Geschäftsführende Landesvorsitzende und Obfrau der Mobilen Kinderkrankenpflege OÖ (MOKI).
Eine entscheidende Rolle für den Therapieerfolg spielen die Angehörigen
Im Vordergrund der Behandlung steht zunächst die Wiedererlangung grundsätzlicher „basaler Fähigkeiten“:
Verbesserung des Bewusstseinszustandes und Herstellen einer Kommunikations- und Kooperationsfähigkeit
Weiterführende Mobilisierung
Minderung des Ausmaßes von Schädigungen des zentralen- und peripheren Nervensystems
Bei Befundbesserung erneute intensive Rehabilitationsbehandlung in dafür geeigneten Einrichtungen
Einbindung und Schulung der Angehörigen in Betreuung und Pflege
Entwöhnung von der Beatmungsmaschine und der Tracheal-Kanüle in Anwesenheit einer Ärztin bzw. eines Arztes
Kinder mit Beatmungsbedarf können – begleitet durch ihre Pflegekräfte – den Kindergarten oder die Schule besuchen.
Haberlander: „Bundesweit einheitliche Versorgungsstruktur notwendig“
„Mit der Neuaufstellung ist Oberösterreich weiterhin österreichweiter Vorreiter im Bereich der Versorgung von langzeitbeatmeten Patientinnen und Patienten im häuslichen Umfeld. Auch die neu eingerichtete Zentrale Koordinierungsstelle wird bereits von anderen Bundesländern als Best-Practice-Modell nachgefragt“, sagt Gesundheitslandesrätin Landeshauptmann-Stellvertreterin Mag.a Christine Haberlander. Da die Organisation und Finanzierung der Betreuung in jedem Bundesland unterschiedlich geregelt ist – teilweise unter Beteiligung der Sozialversicherung, teilweise liegt (so wie in Oberösterreich) die Kostenlast alleine beim Landes-Gesundheitsfonds – drängt Oberösterreich seit langem auf eine bundesweit einheitliche rechtliche und finanzielle Regelung. Diese ist vor allem im Sinne der Angehörigen und Patientinnen und Patienten, da die derzeit unterschiedlichen Modelle je Bundesland variieren. Auf Anregung Oberösterreichs wurde kürzlich eine Arbeitsgruppe auf Bundesebene ins Leben gerufen, die hier für eine einheitliche Regelung bezüglich Organisation und Finanzierung sorgen soll.
Bildtext:
Bildtext: V.l.n.r.: Heike Schwaiger - Geschäftsführende Landesvorsitzende & Obfrau Mobile Kinderkrankenpflege OÖ (MOKI), Priv.-Doz.in Mag.a Dr.in Anna M. Dieplinger - Zentrale Koordinierungsstelle für Langzeitbeatmung Oberösterreich, OÖ Gesundheitsholding, Gesundheits-Landesrätin LH-Stv.in Mag.a Christine Haberlander, Dr. Johann Stroblmair - FEB Heimbeatmung in Österreich.
Fotocredit: Land OÖ/Margot Haag