Das Pyhrn-Eisenwurzen Klinikum und das Kepler Universitätsklinikum sind bereits seit Jahren als selbsthilfefreundliche Spitäler ausgezeichnet. Nun erhalten auch alle anderen Kliniken der Oberösterreichischen Gesundheitsholding das Gütesiegel der Initiative „Selbsthilfefreundliches Krankenhaus“.
Im Umgang mit einer schweren oder chronischen Krankheit sind Selbsthilfegruppen für betroffene Menschen, sei es als PatientIn oder als Angehöriger, eine wichtige Anlaufstelle, um Unterstützung zu erhalten und zu geben. Durch den persönlichen Austausch Gleichgesinnter wird Trost gespendet, Halt gegeben, Hilfestellung angeboten und Wissen ausgetauscht. Die Angebote von Selbsthilfegruppen reichen von Gesprächsrunden, organisierten Fachvorträgen und allgemeiner sowie spezifischer Erfahrungs- und Wissensvermittlung über Workshops und Bewegungsgruppen bis hin zu Ausflügen und geselligem Miteinander. Sie richten sich an die unterschiedlichsten Zielgruppen: kranke, pflegende oder auch trauernde Menschen sowie Angehörige.
„Unser Ziel in Oberösterreich ist es, dass die Menschen ein gesundes und glückliches Leben führen können – und zwar bis ins hohe Alter. Selbsthilfegruppen leisten dazu einen unschätzbar wichtigen Beitrag. Angehörige von Selbsthilfegruppen sind ExpertInnen in eigener Sache und somit wertvolle PartnerInnen im Gesundheitssystem. Selbsthilfegruppen leisten durch ihre Arbeit eine nicht zu ersetzende Ergänzung zur so wichtigen Arbeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Gesundheitswesen. Ich freue mich, dass die Zusammenarbeit zwischen den Kliniken und den Selbsthilfegruppen nun noch weiter zum Wohle der PatientInnen gestärkt wird“, sagt Gesundheitslandesrätin Landeshauptmann-Stellvertreterin Mag.a Christine Haberlander.
Die Kliniken der Oberösterreichischen Gesundheitsholding erkennen diese wichtige Rolle von Selbsthilfegruppen als komplementäre Ressource. „Selbsthilfegruppen sind aus der heutigen selbstbestimmten PatientInnenperspektive - Gott sein Dank - nicht mehr wegzudenken und ergänzen unser inhaltliches Angebot. Sie unterstützen mit ihrem erfahrungsgestützten Wissen die patientInnenorientierte Begleitung und Behandlung und sind somit eine Bereicherung in der PatientInnen-Betreuungsbeziehung“, betont der Vorsitzende der Geschäftsführung in der Oberösterreichischen Gesundheitsholding Mag. Dr. Franz Harnoncourt.
„Selbsthilfe vermittelt die Perspektive der Betroffenen: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einer Selbsthilfegruppe setzen sich intensiv mit dem sie betreffenden Krankheitsbild auseinander. Erfahrungsaustausch bezüglich des Umgangs mit der Erkrankung bzw. Beeinträchtigung und wechselseitige soziale Unterstützung stehen dabei im Vordergrund. Die Zusammenarbeit mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Krankenhäusern ist sehr wichtig, da sie Ansprechpartner für die Betroffenen und deren Angehörige sind“, sagt Volker Hartl, Stv. Obmann Dachverband Selbsthilfe OÖ.
„Meine Erfahrung als Mitarbeiterin des Pyhrn-Eisenwurzen Klinikums Steyr ist, dass durch eine kontinuierliche und auf ein wertschätzendes Miteinander basierende Kooperation mit externen PartnerInnen im Gesundheits- und Sozialsektor, das erreicht werden kann, was wir alle wollen: Eine gute und sinnvolle Behandlungs- und Betreuungsqualität für uns Menschen zu ermöglichen. Selbsthilfegruppen stellen für mich dabei eine ganze wichtige Säule dar, weshalb sie für mich ein sehr wichtiger Kooperationspartner sind“, sagt Gabriela Simmer, MA, Selbsthilfebeauftragte am Pyhrn-Eisenwurzen Klinikum Steyr.
Die Initiative „Selbsthilfefreundliches Krankenhaus“ in Oberösterreich entstand im Jahr 2012 durch den Dachverband Selbsthilfe Oberösterreich in Kooperation mit den oberösterreichischen Krankenhäusern. Das Ziel ist, die Zusammenarbeit zwischen Krankenhaus, PatientInnen und Selbsthilfegruppen zu fördern.
Das Gütesiegel „Selbsthilfefreundliches Krankenhaus“ wird alle vier Jahre neu überprüft und zeichnet Krankenhäuser aus, die sich durch eine systematische und nachhaltige Unterstützung von Selbsthilfegruppen auszeichnen. Zu den bereits seit Jahren ausgezeichneten Einrichtungen gehören innerhalb der oberösterreichischen Gesundheitsholding unter anderem das Kepler Universitätsklinikum Linz und das Pyhrn-Eisenwurzen Klinikum Steyr. Nun folgen alle weiteren Klinikumsstandorte der OÖG. Auch sie bekommen jetzt das Gütesiegel verliehen.
Kriterien für Selbsthilfefreundliche Krankenhäuser:
Infrastruktur: Das Krankenhaus stellt Räumlichkeiten für Veranstaltungen und Gruppentreffen für Selbsthilfegruppen zur Verfügung. Es bietet zudem eine Informationsplattform und Präsentationsmöglichkeiten für ihre Tätigkeiten.
Aktive Information: PatientInnen bzw. deren Angehörige werden vom Krankenhaus aktiv über die Möglichkeit zur Teilnahme an Selbsthilfegruppen informiert.
Öffentlichkeitsarbeit und Kooperation: Das Krankenhaus unterstützt Selbsthilfegruppen in ihrer Öffentlichkeitsarbeit und macht diese Kooperation auch sichtbar.
Selbsthilfebeauftragte: Eine/n Selbsthilfebeauftragte/n fungiert als Ansprechperson und KoordinatorIn für Selbsthilfegruppen-Angelegenheiten.
Regelmäßiger Informations- und Erfahrungsaustausch: Es gibt einen regelmäßigen Informationsaustausch zwischen Krankenhaus (Pflegepersonal, ÄrztInnen,…) und Selbsthilfegruppen bzw. dem Dachverband Selbsthilfe OÖ.
Fort- und Weiterbildungen: Die MitarbeiterInnen im Krankenhaus werden über die Arbeit der Selbsthilfegruppen informiert und es gibt entsprechendes Informationsmaterial.
Mitwirkung an Projekten: Selbsthilfegruppen können bei patientenrelevanten Projekten ihre Erfahrungen einbringen.
Vereinbarung: Es gibt eine schriftliche Kooperationsvereinbarung zwischen dem Dachverband Selbsthilfe Oberösterreich und dem Krankenhaus über die Art und den Umfang der Kooperation.
Als eines der ersten Krankenhäuser Oberösterreichs hat das Kepler Universitätsklinikum das Gütesiegel bereits im Jahr 2012 verliehen bekommen. Das Klinikum bemüht sich dementsprechend bereits seit Jahren um eine gute Zusammenarbeit mit Selbsthilfegruppen aus dem medizinischen, psychischen und sozialen Bereich. Dadurch soll PatientInnen eine über das Krankenhaus hinausragende Betreuung geboten werden.
Das Pyhrn-Eisenwurzen Klinikum Steyr bekam das Gütesiegel erstmals im Jahr 2018 verliehen. Derzeit kooperieren verschiedenste Selbsthilfegruppen mit dem Klinikum und stehen einer Strukturierung und Intensivierung der Zusammenarbeit äußerst positiv gegenüber.
Best-Practise-Beispiele für Maßnahmen zur verstärkten Zusammenarbeit zwischen OÖG-Kliniken und Selbsthilfegruppen
Selbsthilfekontaktstellen: Die Kliniken der OÖG verfügen jeweils über eine Selbsthilfekontaktstelle. Ziel ist es, die Zusammenarbeit zwischen Selbsthilfegruppen, dem Klinikum, interessierten PatientInnen und Angehörigen, niedergelassenen Fachkräften und externen Stellen zu verstärken.
Jene Kliniken, die nun neu mit dem Gütesiegel „Selbsthilfefreundliches Krankenhaus“ ausgezeichnet werden veranstalteten Vernetzungstreffen mit Selbsthilfegruppen. Ziel war ein Kennenlernen, Vernetzen und der Aufbau von Kooperationen zwischen den Selbsthilfegruppen und den Kliniken.Die Kliniken stellen Selbsthilfegruppen, soweit es die Ressourcen zulassen, Räumlichkeiten für Treffen zur Verfügung.
Bei Aktionstagen stellen Selbsthilfegruppen an den Kliniken ihre Arbeit für PatientInnen und MitarbeiterInnen vor und informierten über ihr Angebot. Weitere Aktionstage sind bereits in Planung.Unterschiedlichste Berufsgruppen vermitteln gerne einen Kontakt zu Selbsthilfegruppen und stehen für deren Zusammenkünfte als AnsprechpartnerInnen und Vortragende zur Verfügung.
Best-Practice-Beispiele: Demenz-Informationsreihe und Diabetes-Tag
Ein konkretes Beispiel ist die Kooperation des Pyhrn-Eisenwurzen Klinikums Kirchdorf und der Demenzservicestelle Kirchdorf. Sie haben gemeinsam eine Informationsreihe für Angehörige von Demenzerkrankten veranstaltet. Diese Veranstaltungen wurden im heurigen Sommer im Klinikum abgehalten. Dabei informierten unter anderem auch die Demenzbeauftragte des Klinikums sowie weitere ExpertInnen An- und Zugehörige von Demenzerkrankten zu sozialrechtlichen Fragen, Beschäftigungsmöglichkeiten und gaben vor allem wertvolle Inputs zum herausfordernden Umgang mit Demenzerkrankten.
Der Diabetestag am Pyhrn-Eisenwurzen Klinikum Steyr wurde initiiert von der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde des Klinikums und in Kooperation mit der Selbsthilfegruppe organisiert. Das Angebot richtet sich an Kinder und Jugendliche mit Diabetes und deren Eltern. Im Festsaal des Klinikums informierte Mitte November ein Team aus Medizin, Pflege, Psychologie, Sozialarbeit und Diätologie zu den unterschiedlichsten Fragestellungen rund um das Thema Diabetes. Zum Beispiel gab es Vorträge zu den Themen „Sport mit Diabetes“, Hautpflege und psychologische Unterstützung. Darüber hinaus hat sich die Selbsthilfegruppe dort vorgestellt und die Betroffenen konnten sich direkt mit ihren Fragen an die ExpertInnen wenden.
Ein Gewinn für alle Beteiligten
Die Zusammenarbeit zwischen Krankenhäusern und Selbsthilfegruppen bietet zahlreiche Vorteile:
Verbesserte Patientenversorgung: Selbsthilfegruppen bieten emotionale Unterstützung und teilen wertvolle Erfahrungen, die Patienten helfen können, mit ihrer Krankheit besser umzugehen. Eine wertschätzende Zusammenarbeit wirkt sich jedenfalls positiv auf die Gesundheit der Menschen aus.
Ergänzende Expertise: Selbsthilfegruppen bringen das Wissen und die Erfahrungen von Betroffenen ein, was die medizinische Versorgung ergänzen und verbessern kann.
Förderung der Genesung: Die Teilnahme an Selbsthilfegruppen kann das Wohlbefinden und die Lebensqualität der Patienten steigern, was sich positiv auf den Genesungsprozess auswirkt.
Das eigene ärztliche und pflegerische Handeln wird zudem durch das Erfahrungswissen der Selbsthilfegruppen bereichert:
Soziale Unterstützung: Selbsthilfegruppen bieten ein Netzwerk, das soziale Isolation verhindern und den Austausch von Informationen und Erfahrungen fördern kann.
Qualitätssteigerung: Durch die Zusammenarbeit mit Selbsthilfegruppen können Kliniken ihre Dienstleistungen besser auf die Bedürfnisse der Patienten abstimmen und somit die Qualität der Versorgung erhöhen.
Diese Kooperationen sind also nicht nur für die PatientInnen, sondern auch für die Gesundheitseinrichtungen selbst von großem Nutzen.
Erfolge und Auszeichnungen:
Das Projekt „Selbsthilfefreundliches Krankenhaus“ wurde 2019 mit dem zweiten Platz des Linzer Gesundheitspreises ausgezeichnet, was die Bedeutung und den Erfolg dieser Initiative unterstreicht.
Zukunftsperspektiven:
Die Initiative plant, die Zusammenarbeit mit Selbsthilfegruppen weiter auszubauen und zu intensivieren. Durch regelmäßige Netzwerktreffen und Informationsveranstaltungen soll der Austausch und die Unterstützung kontinuierlich verbessert werden.
Weiterführende Informationen:
Mehr Informationen zum Thema Selbsthilfefreundliches Krankenhaus und die Zusammenarbeit mit den Selbsthilfegruppen in einzelnen Kliniken
finden Sie auf der Webseite der OÖ Gesundheitsholding unter folgendem Link: Selbsthilfefreundliche Krankenhäuser der OÖG
Hier geht's zum Video: Was bedeutet “Selbsthilfefreundliches Krankenhaus”? https://youtu.be/wIGHlO-gkUg
Bildtext:
V.l.: Volker Hartl, Stv. Obmann Dachverband Selbsthilfe OÖ, Gabriela Simmer, MA, Selbsthilfebeauftragte am Pyhrn-Eisenwurzen Klinikum, Gesundheitsreferentin LH-Stv.in Mag.a Christine Haberlander, Mag. Dr. Franz Harnoncourt, Vorsitzender der Geschäftsführung OÖ Gesundheitsholding. (Quelle: Land OÖ/Daniel Kauder, Verwendung mit Quellenangabe)
Rückfragen bitte an:
Mag.a Jutta Oberweger
Konzernpressesprecherin OÖ Gesundheitsholding
Tel.: 05 055460-20400, Mobil: 0664/ 8345460
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