Weil sein gar nicht so kleines Problem – die Hernie war zum Zeitpunkt der Operation bereits 18-20 cm breit – kaum schmerze, schob Josef Gruber eine Behandlung immer wieder hinaus. Als dann jedoch ein Abszess am Blinddarm hinzukam, entschied er sich doch für eine Operation.
Als Herr Gruber Primar Dr. Gernot Köhler am Klinikum Rohrbach aufsuchte, lag rund die Hälfte seiner Bauchorgane bereits im Bruchsack, ein Sturz hätte schwerwiegende Folgen haben können. „Bereits ab 25 Prozent wird es normalerweise kritisch, weil die außerhalb der Bauchhöhle liegenden Organe nicht mehr genügend Platz haben“, so Prim. Köhler.
Übliche OP-Methoden kamen bei Herrn Gruber nicht in Frage, daher entwickelte Prim. Köhler, der auch Präsident der Österreichischen Herniengesellschaft ist, gemeinsam mit seinem Team ein mehrstufiges Behandlungskonzept. „Wir mussten die komplette Palette therapeutischer Möglichkeiten ausschöpfen“, so Prim. Köhler.
Vor der OP wurde die Bauchwand des Patienten mit Botox gelähmt, um sie zu verlängern und damit sie bei der Operation möglichst wenig Spannung hat. Außerdem wurde dem Patienten rund zwei Wochen lang täglich bis zu zwei Liter gefilterte Raumluft in den Bauchraum eingeführt, um das Volumen der Bauchhöhle zu vergrößern.
Die eigentliche Operation dauerte dann vier Stunden: Dabei wurden überschüssiges Fett und geschädigte Darmanteile entfernt. Das Bindegewebe wurde intraoperativ mittels einem neuartigen, eigens dafür konstruierten Medizinprodukt gedehnt und die Bauchwand mithilfe einer speziellen chirurgischen Verschiebetechnik vergrößert. Schlussendlich verstärkte das OP-Team die Bruchstelle mit einem 40x40cm großen Kunststoffnetz. Diese Kaskade an speziellen Maßnahmen vor und während einer Bauchwandhernienoperation ist in dieser Konstellation einzigartig gewesen.
Zehn Tage nach dem Eingriff durfte her Gruber wieder nach Hause. Er musste acht Wochen lang ein Mieder tragen und durfte in dieser Zeit nur leichte Alltagsbewegungen machen. Zukünftig muss er zwar auf schweres Heben sowie Bauchmuskeltraining verzichten, aber sogar Ausdauersport ist wieder erlaubt – eine unglaubliche Steigerung der Lebensqualität für den Patienten! Auch Prim. Dr. Köhler freut sich mit dem Patienten über den guten Verlauf und meint abschließend: „Derartige komplexe Behandlungsabläufe bedeuten doch auch ein beträchtliches Komplikationsrisiko und es ist schön zu sehen, dass unsere aufwendigen Bemühungen gefruchtet haben und alles gut gegangen ist.“