Varizen - Kompakt-Info
Gesundheitswissen to go
Fragen und Antworten rund um das Thema Beingesundheit und Krampfadern
Was sind Venen?
Die Hauptaufgabe der Venen im Blutkreislauf besteht darin, das sauerstoffarme und von Nährstoffen entladene Blut in den peripheren Organen wie Muskeln, Haut und Knochen zu sammeln und zum Herzen zurück zu transportieren.
Dabei wird zwischen einem oberflächlichen und einem tiefen Venensystem unterschieden. Die oberflächlichen Venen, die an den Beinen zum Teil gut sichtbar sind, verlaufen direkt unter der Hautoberfläche während das tiefe Venensystem in der Muskulatur eingebettet ist. Über Verbindungsvenen (Perforansvenen) stehen beide Systeme miteinander in Verbindung wobei der Blutfluss bei einem gesunden Venensystem, bedingt durch die Venenklappen, vom oberflächlichen zum tiefen System hin gerichtet ist. Venenklappen arbeiten ähnlich wie Ventile: Wenn sie sich öffnen, kann Blut hindurchfließen – geschlossen verhindern sie dessen Rückfluss. Unterstützt wird der Bluttransport in aufrechter Körperhaltung durch die sogenannte „Wadenmuskelpumpe“ der Beinmuskulatur.
Ist die Funktion der Venenklappen gestört (primäre Varikose) oder der Abfluss über das tiefe Venensystem behindert (Thrombose, sekundäre Varikose) kommt es zur Strömungsumkehr, Blut staut sich in den Blutgefäßen, die Venen dehnen sich aus und es kommt zur Entwicklung von Krampfadern, medizinisch als Varizen (lat. Varix = Knoten) oder Varikose bezeichnet. Mit dem Wort „Krampf“ haben Krampfadern eigentlich nichts zu tun, sondern im Laufe der Sprachentwicklung ist aus „Krummader“ das Wort „Krampfader“ entstanden.
Warum sind Venenerkrankungen wie Krampfadern so weit verbreitet?
Bei der Krampfadernerkrankung handelt es sich um eine degenerative Erkrankung der Venenwand im oberflächlichen Venensystem der Beine, bei der sich unter Einfluss verschiedener Faktoren (z.B. Schwangerschaften, Übergewicht, stehende Tätigkeit, Bewegungsmangel und mechanische Behinderung des Blutrückflusses durch z.B. zu enge Kleidung) im Laufe des Lebens in unterschiedlicher Ausprägung und Schweregrad Krampfadern (Varizen) entwickeln.
Bei der primären Varikosis werden – je nachdem, in welchen Venen des oberflächlichen Venensystems sie auftreten – folgende Krampfaderntypen unterschieden:
- Stammvarizen
- Seitenastvarizen
- Retikuläre Varizen
- Varizen der Verbindungsvenen (Perforansvenen)
- Besenreiservarizen
Wie viele Menschen sind betroffen?
Entsprechend den epidemiologischen Daten aus der Bonner Venenstudie 2003 leiden knapp 28 Prozent der männlichen und 34 Prozent der weiblichen Bevölkerung unter einer behandlungsbedürftigen Varikose.
Ab welchem Alter treten sie auf? Mehr Männer als Frauen?
Das primäre Krampfadernleiden kann schon in der Kindheit auftreten, die Häufigkeit nimmt mit steigendem Lebensalter zu. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Wesentliche Risikofaktoren sind fortgeschrittenes Alter, weibliches Geschlecht, Schwangerschaft/en und eine positive Familienanamnese.
Welche Beschwerden verursachen Krampfadern?
- schwere, müde Beine (vor allem in der warmen Jahreszeit)
- Spannungsgefühl in den Beinen
- Geschwollene Unterschenkel und Knöchel, besonders abends
- selten sind hingegen nächtliche Wadenkrämpfe
- Hautveränderungen (Verfärbung und Verdickung), insbesondere in der Knöchelregion bei längerem Bestehen
- und ein Unterschenkelgeschwür (Ulcus cruris venosum) als schwerste Komplikation eines unbehandelten Krampfadernleidens
Wie erfolgt die Diagnose?
Die Diagnose zielt darauf ab, das Ausmaß der Krampfadern vollständig zu erkennen, erst danach kann die geeignete Therapie eingeleitet werden. An erster Stelle steht das Arzt-Patienten-Gespräch bei dem nach den Beschwerden und möglichen Risikofaktoren gefragt wird. Danach folgt die klinische Untersuchung mit direkter Begutachtung der oberflächlichen Venen. Bestätigt sich der Verdacht von Varizen kommen in weiterer Folge die bildgebenden Verfahren zur Anwendung, wobei wir zwischen der Ultraschalluntersuchung und der Phlebographie, einer Röntgenuntersuchung bei der ein jodhaltiges Kontrastmittel in die Vene gespritzt wird, unterscheiden können.
Wie sieht die Behandlung aus? Gibt es verschiedene Methoden?
Welche Behandlung zur Anwendung kommt, hängt vom Typ der Krampfader, vom Ort und vom Ausmaß der Venenveränderungen und auch von den individuellen Beschwerden ab.
Konservative Therapie
Dazu zählen Kompressionsverbände und -strümpfe sowie sonstige physikalische Entstauungsmaßnahmen eventuell kombiniert mit Medikamenten (Flavonoide, Roßkastanienextrakte) als adjuvante Therapie. Auf diese Weise werden die Beschwerden gelindert, allerdings die Krampfadern nicht beseitigt. (Keine dieser Maßnahmen kann Varizen beseitigen oder deren Entstehung verhindern. Sie zielen vielmehr auf die Kompensation von Beschwerden und Veränderungen in Folge der Varikose.)
Verödung (Sklerosierung)
Das Prinzip der Verödungsbehandlung besteht darin, durch Injektion einer gewebetoxischen Flüssigkeit in eine Varize einen lokalen Gefäßwandschaden zu erzeugen, der zu einem Verschluß und Fibrosierung der Varize führt. Diese Methode wird mit flüssigen Verödungsmitteln meist zur Ausschaltung von Besenreisern und durch Aufschäumen des Sklerosierungsmittels (Schaumsklerosierung) bei Seitenastvarizen angewandt.
Operation
Bei Varizen der großen Venen (sog. Stammvarizen) ist eine Operation in der Regel das Mittel der Wahl. Die Standardtherapie ist die sogenannte Strippingoperation bei der die erkrankten Anteile der Stammvenen mit einer Sonde aus dem Bein gezogen werden, nicht funktionierende Verbindungsvenen zum tiefen Venensystem hin unterbunden werden und zusätzlich die Seitenastvarizen über 5-6 mm kleine kosmetische Inzisionen (Miniphlebektomie) entfernt werden. Danach soll für mehrere Wochen tagsüber ein Kompressionsstrumpf getragen werden.
Endovenöse thermische Verfahren
Bei ausschließlichem Befall der Stammvenen stehen heute mit der Radiofrequenz-ablation oder der endovenösen Lasertherapie alternative Verfahren zur Verfügung. Dabei wird in die betroffene Vene durch Punktion oder Freilegung der Vene über eine Schleuse eine Sonde eingebracht und durch Abgabe von hochfrequentem Wechselstrom oder Laserenergie thermisch verödet und verschlossen. Die so behandelte Vene verbleibt im Körper und ist von außen nicht mehr sichtbar.
Besteht bereits ein venös bedingtes Geschwür (Ulcus cruris) können mittels einer endoskopischen Technik (endoskopische Perforansvenenligatur) zusätzlich die dafür verantwortlichen geschädigten Verbindungsvenen gezielt unterbunden werden.
Geht’s bei den Behandlungen nur um die Schönheit oder können Krampfadern auch gefährlich werden?
Therapiert und beseitigt man Krampfadern rechtzeitig ist die Prognose über Jahre hinweg beschwerdefrei zu sein sehr gut. Unbehandelt führt die medizinisch bedeutsame Varikose, insbesondere mit Stammvenen- und Perforansinsuffizienz zu Komplikationen (chronisches Ödem, trophische Hautveränderungen, Ulcus cruris, tiefe Leitveneninsuffizienz, Varikophlebitis). Dass durch die Therapie eines hämodynamisch relevanten Krampfadernleidens ein kosmetisch verbessertes Erscheinungsbild resultiert, ist die positive Folge und erwünschter Nebeneffekt. Lediglich die Behandlung von Besenreiservarizen erfolgt primär unter kosmetischen Gesichtspunkten.
Kann man vorbeugen?
Vorbeugen können Sie, indem Sie Übergewicht vermeiden und die richtige Art der körperlichen Bewegung wählen, nach dem Motto: Viel laufen und gehen, wenig sitzen und stehen. Insbesondere Sportarten mit kurzen schnellen Bewegungs- und längeren Stehphasen (z.B. Tennis) fördern ebenso wie Kraftsportarten die Entwicklung von Krampfadern.
Spielt die Genetik eine Rolle?
Für das primäre Krampfadernleiden wird eine erbliche Veranlagung (genetische Disposition) angenommen.
Sind so genannte Besenreiser mit Krampfadern zu vergleichen, was kann man gegen diese Linien machen?
Besenreiservarizen haben, wenn sie isoliert bestehen, im Gegensatz zu den anderen Krampfaderntypen keine hämodynamische Relevanz sondern lediglich eine kosmetische Bedeutung. Ihre Behandlung kann durch Sklerosierung erfolgen, bei der ein flüssiges Verödungsmittel in die Vene appliziert wird oder mittels transkutaner Lasertherapie als alternativem Verfahren.