Sodbrennen Kompakt-Info
Gesundheitswissen to go
Volksleiden Sodbrennen und Reflux
Jede bzw. jeder Dritte in Österreich leidet gelegentlich unter Sodbrennen. Das unangenehme Brennen in der Speiseröhre kann von saurem Aufstoßen, Druck im Oberbauch oder auch von Husten oder Halsschmerzen begleitet sein. Häufiges Sich-räuspern-Müssen, Reizhusten oder das Gefühl, einen Fremdkörper in der Speiseröhre zu haben, können ebenso Hinweise sein. Überwiegend sind üppige Mahlzeiten ursächlich für das Volksleiden, die die Produktion von Magensäure anregen. Die Beschwerden entstehen, wenn Magensäure in die Speiseröhre gelangt und der aufgestiegene Mageninhalt die empfindliche Schleimhaut der Speiseröhre reizt. Dies führt zum charakteristischen Brennen, das sich auch im Hals oder auf der Zunge niederschlagen kann.
Zu den Auslösern gehören zu fette, geräucherte, zu stark gewürzte oder zu süße Nahrungsmittel (Zucker), Zitrusfrüchte, zu viel Alkohol, Nikotin oder gewisse Arten von Kaffee. Da die Unverträglichkeit von Lebensmitteln individuell ist, empfiehlt es sich, auf die jeweiligen Nahrungsmittel, die Sodbrennen auslösen, zu verzichten. Aber auch Stress und Übergewicht spielen eine bedeutende Rolle. In manchen Fällen kann auch eine Störung des Speiseröhrenschließmuskels – die so genannte Reflux-Erkrankung, bei der die Magensäure unentwegt aufsteigt – dazu führen. Selbst Medikamente (z. B. gewisse Psychopharmaka) oder ein Zwerchfellbruch können die unangenehme Symptomatik auslösen. Die meisten Betroffenen sind jenseits von 20 Jahren. Immer häufiger klagen jedoch auch jüngere Menschen über Sodbrennen. Dies hängt mit übermäßigem Konsum von zumeist sehr zuckerhaltigen Energy-Getränken und mit zu viel Fast Food zusammen.
Tritt Sodbrennen nur gelegentlich auf, sollten die Ernährungsgewohnheiten und der Lebensstil überdacht und geändert werden. Bei regelmäßigem bzw. andauerndem Sodbrennen, empfiehlt es sich, dies ärztlich abklären zu lassen.
Diagnose
Die Diagnose wird überwiegend orientiert an den Leitsymptomen gestellt. Eine Magenspiegelung, um Veränderungen der Speiseröhre oder Speiseröhrenkrebs (selten!) zu erkennen, kann in hartnäckigen Fällen hilfreich sein – insbesondere, wenn chronisches Sodbrennen beispielsweise mit Müdigkeit und Schluckbeschwerden einhergeht.
Therapiemöglichkeiten
Vorbeugung & Tipps
Um Sodbrennen zu vermeiden, sollte nicht zu viel und nicht zu schwer/ungesund gegessen werden. Insbesondere am Abend sollte man drei bis fünf Stunden vor dem Schlafengehen nichts mehr essen. Hintergrund ist, dass es bei vollem Magen und zusätzlich liegender Körperposition leichter zu Reflux und damit zu Sodbrennen kommen kann. Bei ständigen nächtlichen Beschwerden ist es ratsam, mit leicht hochgelagertem Oberkörper zu schlafen.
Hausmittel
In vielen Fällen können klassische Hausmittel bei Sodbrennen Abhilfe schaffen. Bewährt haben sich magenfreundliche Tees (z. B. Fenchel, Kamille, Anis, Kümmel, Schafgarbe) und auch lauwarmes Wasser kann hilfreich sein, um die Magensäure zu verdünnen und somit die Reizung zu mildern. Das Kauen von zuckerfreiem Kaugummi oder das breiartige Kauen von (Hasel-)Nüssen und Mandeln nach einer schweren Mahlzeit wirken unterstützend, da hierdurch viel Speichel gebildet wird, der die Magensäure bindet. Den gleichen Effekt hat übrigens das Trinken von rohem Kartoffelsaft vor dem Essen. Für den häufig empfohlenen Tipp, zu Basenpulver oder Natron zu greifen, gibt es hingegen keine gesicherten Daten.
Medikamentöse Behandlung
Bringen Hausmittel nicht den gewünschten Effekt, sollten Reflux und Sodbrennen ärztlich abgeklärt werden. Unter Umständen können säureblockende Medikamente (Protonenpumpenhemmer – im Volksmund als „Magenschutz“ bezeichnet) zielführend sein, die circa eine halbe Stunde vor dem Essen eingenommen werden sollten.
Chirurgische Therapie
Für rund vier bis sieben Prozent der Reflux-PatientInnen kann eine minimalinvasive Operation dem Leiden ein Ende bereiten. Eine vorher durchgeführt 24-Stunden-Säuremessung in der Speiseröhre zeigt, ob ein derartiger Eingriff zielführend wäre. Bei der rund eineinhalbstündigen OP wird ein Teil des Magens zu einer Art Manschette umfunktioniert, die sich wie ein Schal um die Speiseröhre legt und damit die Muskulatur des Verschlusssystems unterstützt. Mit Hilfe dieses Eingriffes kann in 95 Prozent der Fälle ein Rückfluss von Magensaft in die Speiseröhre verhindert werden. Die PatientInnen bleiben danach rund vier Tage im Krankenhaus und können nach circa fünf bis sechs Wochen wieder normal essen.
Mythen rund um Sodbrennen
Im Kampf gegen Reflux und Sodbrennen kursieren seit Generationen auch hartnäckige Gerüchte und Ammenmärchen.
- Ein Verdauungsschnaps nach dem Essen fördert die Verdauung und beugt Sodbrennen vor. Falsch!
Alkohol lockert die Magenmuskulatur, was gerade bei Sodbrennen ein Nachteil ist, da die Magensäure somit leichter zurückfließen kann. Zudem ist Alkohol eine saure Flüssigkeit, die zu einer überhöhten Säureproduktion im Magen führt.
- Natron hilft bei Sodbrennen. Falsch!
Natron kann wohl Magensäure neutralisieren, kann aber zugleich unangenehme Nebenwirkungen hervorrufen. Beim Auflösen von Natron in Wasser entsteht Kohlensäure. Um das Gas entweichen lassen zu können (? aufstoßen), öffnet sich die Schließmuskulatur zwischen Speiseröhre und Magen, wodurch wieder saurer Mageninhalt in die Speiseröhre aufsteigen kann, der Sodbrennen verursacht. Zudem regt ein Zuviel an Natron die Bildung von Magensäure sogar an.
- Milch oder Joghurt lindern Sodbrennen. Falsch!
Milch hat einen leicht sauren pH-Wert (4,5), was Sodbrennen verstärken kann. Ebenso weist Joghurt nach dem Verzehr einen sehr hohen Säurewert auf, ähnlich dem von Zitrusfrucht-Säften.
- Ein Nickerchen nach dem Essen unterstützt die Verdauung. Falsch!
Besser ist es, nach einer Mahlzeit einen schönen Spaziergang zu machen, da Bewegung die Verdauung optimal unterstützt: Der Magen kann sich schneller entleeren und somit wird das Risiko für Reflux und Sodbrennen automatisch reduziert.