Schmerz Kompakt-Info
Gesundheitswissen to go
Schmerz, lass nach!
Rund 1,5 Millionen ÖsterreicherInnen leiden an Schmerzen, wobei Frauen häufiger von Schmerzerkrankungen betroffen sind als Männer. Frauen leiden häufig an Kopfschmerzen, Migräne, Spannungskopfschmerzen und Fibromyalgie (chronische Erkrankung mit Muskel-, Faser- und Sehnenschmerzen). Generell wird das Schmerzbarometer in der Gesamtbevölkerung von Schmerzen im Bewegungs- und Stützapparat angeführt, gefolgt von Nacken- und Brustwirbelsäulenschmerz. Ebenso häufig kommen jedoch auch Kopf- und Nervenschmerzen vor und Schmerzen in Folge von Krebserkrankungen.
Arten von Schmerzen
Akuter Schmerz ist eine Warn- und Schutzfunktion des Körpers, da er zu einem schmerzmeidenden und damit heilungsfördernden Verhalten führt. Er ist meist lokal und zeitlich begrenzt und die Ursache ist in der Regel bekannt. Die Beseitigung der schmerzauslösenden Ursache beendet normalerweise auch den Schmerz. Beispiele für akuten Schmerz sind z. B. akute Verletzungen, Prellungen, Knochenbrüche, Kopfweh etc. Akuter Schmerz sollte jedoch nie ignoriert werden, da sich, wenn er länger als drei Monate dauert, daraus auch ein chronischer Schmerz entwickeln kann. Diese Art von Schmerz schleicht sich langsam ein, ist oft schwierig zu erkennen und zu lokalisieren und bleibt daher häufig lange unerkannt. Chronische Schmerzen treten zum Beispiel auf bei fortschreitenden Gelenkserkrankungen oder bei Erkrankungen an der Wirbelsäule. Auch schmerzhaft rheumatische Erkrankungen, Nervenschmerzen (z. B. nach einem Bandscheibenvorfall) und Schmerzen durch eine Krebserkrankung sind chronisch. Der Schmerz selbst wird zum Krankheitsbild und hat keine Alarmfunktion mehr. Unbehandelt kann chronischer Schmerz die Lebensqualität deutlich einschränken.
Schmerzempfinden
Jeder Mensch erlebt Schmerz anders, daher ist es schwierig, die Intensität von Schmerzen zu generalisieren. Hilfsmittel wie Schmerz- und Empfindlichkeitsskalen, in denen die PatientInnen visuell und numerisch ihre subjektive Schmerz-/Empfindlichkeitsstufe eintragen, können daher eine gute Unterstützung sein bei der Analyse von Schmerz. Beeinflusst werden kann die Schmerzempfindlichkeit beispielsweise durch das soziale Umfeld und durch die psychische Situation der Betroffenen. Nervenverletzungen hingegen können dazu führen, dass man regional schmerzunempfindlich wird. Auch das CIPA-Syndrom, bei dem PatientInnen eine fehlende Schweißsekretion aufweisen, geht mit Schmerzunempfindlichkeit einher. Ebenso gibt es jedoch auch zum Beispiel genetische Veränderungen/Mutationen, bei denen Menschen kaum bis gar keine Schmerzen empfinden. Schmerzunempfindlichkeit mag – von außen betrachtet – positiv erscheinen, Betroffene jedoch leiden auch oft darunter und verstümmeln bzw. verletzen sich häufig selbst, um etwas irgendetwas zu fühlen.
Schmerz im Alter
Dadurch, dass wir Menschen immer älter werden, kämpfen wir im höheren Alter auch vermehrt mit Schmerzen. Abnutzungs- und Verschleißerscheinungen des Körpers verursachen, vornehmlich im Bewegungsapparat (z. B. Arthrose, Wirbeleinbrüche etc.), chronische Schmerzen. Durch orthopädische und/oder medikamentöse Behandlungen können diese Schmerzen zwar in vielen Fällen gelindert werden, dies bedeutet jedoch nicht immer, dass betagtere PatientInnen auch zur Gänze schmerzfrei sind.
Behandlung von Schmerzen
Akuter Schmerz macht darauf aufmerksam, dass im Körper etwas nicht stimmt (z. B. Ich habe Kopfweh, weil ich müde/gestresst bin etc.). Dieser Schmerz kann mit nicht-opioiden Schmerzmitteln (z. B. Aspirin, Ibuprofen etc.) aus der Apotheke behandelt werden. Wenn der Schmerz nicht nachlässt/verschwindet, sollte man die Ursache der Schmerzen untersuchen und behandeln. Entscheidend ist zudem die Dosis: Die empfohlene Dosis sollte nicht überschritten werden – auch dann nicht, wenn der Schmerz aufrecht bleibt. Betroffene sollten niemals selbstständig die Dosis erhöhen, wenn der Schmerz nicht leichter wird. Gängige Schmerzmittel sind darüber hinaus nicht als Dauermedikation geeignet. Bei Dauermedikation und eigenmächtig erhöhter Dosis sind die Nebenwirkungen stärker und schädlicher als der Nutzen und die Hilfe daraus.
Chronische Schmerzen werden hingegen multimodal, also auf verschiedenen Ebenen, behandelt. Hierzu zählen Schmerzmedikamente von unterschiedlicher Stärke, physikalische Maßnahmen wie Bewegungs-, Koordinations- und Muskeltraining sowie psychische Beratung und Unterstützung. Ebenso werden Schmerzbewältigungs- und Entspannungsmethoden in verschiedenen Therapien erlernt. Auch Psychopharmaka und Anti-Epileptika, Infiltrationen, äußerliche Gels und Cremes oder auch Wärme- bzw. Kälteauflagen kommen als Begleitmedikation zum Einsatz. Wichtig ist vor allem, dass chronische Schmerz-PatientInnen aktiv und in Bewegung bleiben – sowohl geistig als auch körperlich.
Wirkung von Schmerzmitteln
- Nicht-opioide Medikamente (z. B. Aspirin, Diclofenac, Ibuprofen etc.) wirken über entzündungshemmende Komponenten. Nebenwirkungen: Magen-Darm-Blutungen, Magengeschwüre, Wirkung auch auf Blutblättchen, Einschränkung der Leber- und Nierenfunktion, Risiko von Schlaganfall und Herzinfarkt wird erhöht. Je älter und kränker PatientInnen sind, desto höher auch das Risiko von Bluthochdruck und Zuckererkrankung.
- Opioide (z. B. Tramadol, Tilidin, Codein, Morphin etc.) setzen zielgenau an den körpereigenen Schmerzrezeptoren an und hemmen hierdurch das Schmerzsignal zum Gehirn. Nebenwirkungen: Übelkeit, Schwindel, Müdigkeit, veränderte Reaktionsfähigkeit – diese Nebenwirkungen bessern sich im Laufe der ersten Tage beziehungsweise im Lauf der ersten beiden Wochen der Einnahme. Die Nebenwirkung Verstopfung bleibt dagegen meist während der gesamten Einnahmedauer erhalten.
Anerkannte komplementärmedizinische Verfahren/Mittel gegen Schmerzen
Akupunktur, Strombehandlung, Biofeedback, Hypnose, manuelle Medizin, Osteopathie, Entspannungstechniken, Musik- und Kunsttherapie – diese Maßnahmen können SchmerzpatientInnen sehr gut unterstützen, sind zumeist jedoch als alleinige Schmerztherapie nicht effektiv genug.
Neue Methoden der Schmerztherapie
- Chilli-Pflaster für Nervenschmerzen bei Diabetes: Das Pflaster wird eine Stunde lang aufgeklebt. Dies bewirkt zunächst Schmerzen ähnlich wie bei einer Verbrennung, kann hernach jedoch Schmerzen bis zu drei Monate lang lindern.
- Implantierte Schmerzpumpen: Sie geben Medikamente regelmäßig und automatisch direkt ins Rückenmark ab.
- Rückenmarkstimulation (SCS): In den Rücken implantierte Elektroden sollen den Schmerz durch gezielte Stromstöße lindern.
- Medikamente aus Cannabis: Unter bestimmten Umständen kann diese Medikation eine wertvolle Ergänzung zu anderen schmerztherapeutischen Maßnahmen sein, sollte jedoch immer in ärztlicher Zusammenarbeit erfolgen. Das Medikament hat ein sehr schmales Behandlungsspektrum und kommt vor allem bei TumorpatientInnen zum Einsatz, die mit Appetitlosigkeit kämpfen, da es appetitanregend wirkt.