Knieverletzung Kompakt-Info
Gesundheitswissen to go
Knieverletzungen – das sollten Sie wissen und beachten
Das Knie ist das größte Gelenk im menschlichen Körper und macht es möglich, dass wir gehen, sitzen oder hüpfen können. Es ist ein anatomisches Wunderwerk, das aus Knochen, Bändern, Muskeln und Knorpeln besteht, die beim gesunden Gelenk perfekt zusammenspielen. Dabei ist das Knie tagtäglich starken Belastungen ausgesetzt, etwa beim Treppensteigen oder beim Laufen. Alleine beim Gehen lastet etwa das dreieinhalbfache des eigenen Körpergewichts auf dem jeweiligen Knie des auftretenden Beins. Daher sind zu starke falsche Belastung oder auch Übergewicht pures „Gift“ für die Kniegesundheit.
Schon eine ungünstige Bewegung – im Alltag wie im Sport –, zum Beispiel eine Drehung des Beins, ein Umknicken oder ein harter Aufprall am Boden, kann ausreichen, dass die Haltebänder im Knie (Innen-/Außenband und vorderes sowie hinteres Kreuzband) überdehnt werden oder gar (ein)reißen. Durch (einge)rissene Bänder verliert das Knie an Stabilität und verschiebt sich, was wiederum einen negativen Einfluss auf die Menisken hat, von denen jedes Knie zwei Stück besitzt. Die Menisken sind Knorpelscheiben, die sich auf der Innen- und der Außenseite des Knies zwischen dem Ober- und dem Unterschenkel befinden. Sie verteilen den Druck auf das Knie und funktionieren wie Stoßdämpfer, zudem versorgen sie den Gelenkknorpel mit Nährstoffen. Meniskusschäden (Verletzung oder Riss) können ebenfalls durch Sportunfälle, durch Verschleiß oder durch Verletzungen der Bänder entstehen.
Sport als Risikofaktor
Knieverletzungen passieren nicht immer, aber oft beim Sport. Zu den Risikosportarten für das Knie zählen jegliche Ballsport- und Kontaktsportarten, bei denen es viel gegnerischen Körperkontakt gibt, wie etwa Fuß-, Hand- oder Basketball. Bänderrisse entstehen hierbei meist zum Beispiel nach einem Sprung/einer Grätsche und/oder durch das Aufprallen in einer für das Knie ungünstigen Stellung. Auch beim Ski- oder Snowboardfahren können die Bänder des Knies schnell beschädigt werden. Begünstigt wird dies durch das Fahren in der maximalen Hocke, durch Scherbewegungen (gebeugtes Knie wird zugleich gedreht) oder durch das Aufkommen nach einem Sprung.
Frauen sind übrigens häufiger als Männer betroffen, insbesondere von Kreuzbandrissen. Dies hängt mit der weiblichen Anatomie zusammen, die durch das verbreiterte Becken tendenziell eine x-beinige Stellung aufweist, wodurch die Knie eher nach innen geneigt sind. Hinzu kommen bei Frauen eine weniger stark ausgeprägte Muskulatur, die den Knien Halt gibt und – hormonell bedingt – eine schwächere Bandstruktur.
Diagnostik von Knieverletzungen
Ein Schaden im Knie wird zunächst klinisch durch verschiedene Tests untersucht. Hierbei lässt sich meist bereits feststellen, ob es sich zum Beispiel um eine (Kreuz)Band- oder um eine Meniskusverletzung handelt. Um Knochenbrüche zu erkennen, wird das Knie außerdem geröntgt. Der Zustand der Menisken, Knorpel, Bänder und Sehnen lässt sich jedoch nur mittels MRT (Magnetresonanztomografie) beurteilen. Bis zur endgültigen Diagnose bekommen die PatientInnen Schmerzmittel sowie eine Thromboseprophylaxe verordnet und sollten das betroffene Knie mit Eis kühlen und möglichst nicht voll belasten.
OP bei Kreuzbandriss – ja oder nein?
Die Erfolgsaussichten einer Kreuzband-OP liegen bei rund 94 Prozent. Ob ein Eingriff bei einem Kreuzbandriss überhaupt erforderlich ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab, die vorher abgeklärt werden sollten: Wie hoch ist der postoperative sportliche Anspruch der Patientin/des Patienten, wie alt ist die/der Betroffene und gibt es unter Umständen Begleitverletzungen? Muss beispielsweise am Meniskus etwas genäht werden – was speziell bei jüngeren PatientInnen immer gemacht werden sollte, um Knorpelschäden sowie verfrühte Abnützungs- und Verschleißerscheinungen zu minimieren bzw. zu vermeiden –, sollte das Kreuzband unmittelbar mitoperiert werden, um die Stabilität des Kniegelenks zu gewährleisten.
Hingegen kann man bei gut trainierten Muskeln oder auch bei nicht sportlichen (älteren) PatientInnen mit einem Kreuzbandriss zunächst auch versuchen, den konservativen Behandlungsweg über Physiotherapie zu wählen. Ist das Knie nach zwei bis drei Monaten immer noch instabil, kann man den Kreuzbandriss auch später noch operieren.
Generell sollte bei einem akuten Kreuzbandriss nie sofort operiert werden, da es durch die zu schnelle chirurgische Intervention häufig zu Verklebungen in der Kniekapsel kommen kann. Dies ist besonders hilfreich zu wissen, wenn jemand beispielsweise im (Ski)Urlaub verunfallt und nicht vor Ort gleich operiert werden soll.
Was wird bei einer Kreuzband-OP gemacht?
Ein gerissenes Kreuzband kann nicht einfach zusammengenäht werden, sondern es wird durch eine andere Sehne aus dem Körper ersetzt (z. B. aus der Oberschenkelinnen- oder hinterseite oder aus einem Teil der Oberschenkelsehne). Dieses „neue“ Kreuzband muss dann sehr gut einheilen. Aus diesem Grund sollte auch für rund zwölf Monate auf Ballsport- und Kontaktsportarten oder auf das Skifahren verzichtet werden, um danach wieder richtig voll durchstarten zu können. Zur Orientierung: Wenn die Oberschenkelmuskulatur des operierten Beins wieder gleich dick ist wie die des gesunden Schenkels, kann der Sport wieder aufgenommen werden.